In der Ukraine spitzt sich die Krise immer weiter zu - ungeachtet erster Verhandlungen
der verfeindeten Lager unter internationaler Vermittlung. Oppositionsführer Viktor
Juschtschenko verlangt nach den massiven Fälschungen der Stichwahl am vorigen Sonntag
Neuwahlen. Das urkrainische Parlament hat die Unrechtmäßigkeit dieser Wahl heute auch
anerkannt. Und die russisch dominerte Ost-Ukraine droht inzwischen offen mit einer
Spaltung des Landes. Der Ukraine-Fachmann von Kirche in Not / Ostpriesterhilfe, Marko
Tomashek, sieht auch einen trennenden Keil zwischen den verschiedenen Kirchen in der
Ukraine. "Die katholischen Priester und Bischöfe sind offen, mit jedem zu reden.
Auch wenn es Moslems auf der Krim sind oder mit jüdischen Gläubigen oder mit Atheisten
oder egal welche Orthodoxen. Nur muss die Bereitschaft auch auf der anderen Seite
auch da sein. Und hier sehe ich eine Zweiteilung. In allen offiziellen Dingen habe
ich im letzten Jahr bemerkt, dass das Moskauer Patriarchat allein steht mit einer
Position, und alle anderen Kirchen – griechisch-katholisch, römisch-katholisch, Orthodoxe
des Kiewer Patriarchates, viele evangelische Kirchen - haben eine andere Position." Diese
Auffassungsunterschiede zwischen den Kirchen seien nicht zuletzt rund um die Wahl
zutage getreten, so die persönliche Überzeugung von Marko Tomashek. Er legt Wert auf
die Feststellung, dass "Kirche in Not" seine Sicht der Dinge nicht unbedingt teilt. "Von
allen Kirchen hat, glaube ich, nur das Moskauer Patriarchat eindeutig Position bezogen
und sich für den Regierungskandidaten ausgesprochen, auch am Wahltag. Das ging so
weit, dass ein Bischof sagte, wer nicht den Regierungskandidaten wählt, darf zwei
Monate nicht zu den Sakramenten gehen. Das ist ein Verhalten, das sie abgesondert
hat von den anderen. Ich glaube, das haben die Menschen auch bemerkt und es wird wahrscheinlich
zu interessanten ökumenischen und zwischenkirchlichen Entwicklungen führen, denn die
Menschen werden jetzt sehen, welche Kirche moralische Prinzipien hochhält und welche
Kirche eindeutig für Parteiinteressen Partei ergriffen hat." (rv 27.11.04 gs)