2004-11-25 18:29:41

Dossier: Integration von Moslems


Es war kein Fehler, in den sechziger Jahren Gastarbeiter aus dem Ausland nach Deutschland zu holen. Das meint der Vorsitzende der deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Karl Lehmann. Er widersprach damit dem früheren Bundeskanzler Helmut Schmidt. Lehmann wörtlich: "Ausländische Arbeitskräfte haben viel zum Wohlstand unseres Landes beigetragen und unser Land auch kulturell bereichert, es weltoffener gemacht. Richtig ist aber auch: Es wurden manche Fehler gemacht. Viel zu lange wurde die Integration der sogenannten Gastarbeiter vernachlässigt. Nur wenn sich das ändert, haben wir alle eine gute gemeinsame Zukunft.“
(pm 25.11.04 sk)
25.11.04: Kardinal hofft auf Euro-Islam
Der Islam kann sich nicht voll in Europa integrieren, wenn er nicht eine klare Trennung zwischen Kirche und Staat vollzieht. Das sagte der belgische Kardinal Godfried Danneels in einem Interview mit der britischen Nachrichtenagentur Reuter. Die katholische Kirche habe diese Trennung nach der Französischen Revolution vollzogen. Danneels betonte, dass hier und da Anzeichen eines solchen laizistischen Islam in Europa bereits vorhanden seien. Ein europäischer Moslem sollte keinen Widerspruch dabei empfinden, seiner Religion anzugehören und dennoch voll in die westliche Kultur integriert zu sein. Dazu gehöre es beispielsweise, den Koran flexibler zu interpretieren, so wie Christen es mit der Bibel tun.
(reuter 25.11.04 gs)

24.11.04: Homeyer, "Keine Ängste schüren"
Bei der Debatte um die Integration von Zuwanderern sollten keine Ängste geschürt werden. Das wünscht sich der deutsche Bischof Josef Homeyer, der den Rat der EU-Bischofskonferenzen leitet. In einem Statement begrüßt er es, dass das Thema endlich ernsthaft diskutiert werde. Homeyer wörtlich: "Die gesamtgesellschaftliche Debatte war längst überfällig. Links wie rechts sollte diese Diskussion nun ohne Scheuklappen geführt werden." Genauso wichtig sei es aber, keine Ängste zu schüren. Auch die Migranten selbst müßten gehört werden, so der emeritierte Bischof von Hildesheim.
(pm 24.11.04 sk)

24.11.04: DITIB würde Kopftuchverbot akzeptieren
Der größte türkisch-islamische Dachverband in Deutschland würde ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst akzeptieren. Das meinte der DITIB-Generalsekretär Mehmet Yildirim jetzt gegenüber Radio Vatikan. Er bezog sich damit auf Äußerungen von Bundeskanzler Gerhard Schröder, der sich ein solches Verbot vorstellen kann. Yildirim wörtlich: "Das ist doch eine Entscheidung der Behörden. Wir leben in einem Rechtsstaat, wir müssen auch auf Verfassungstreue achten und uns an die Gesetze halten. Genauso ist das auch in der Türkei. Aus diesem Grunde haben wir auch Verständnis, wenn auch öffentliche Stellen oder staatliche Stellen das nicht erlaubt haben. Das ist eine Entscheidung der Politiker."
Die Großdemonstration von Moslems in Köln am letzten Wochenende war nach DITIB-Einschätzung ein Erfolg. Sie habe ein klares Zeichen gegen islamischen Terror gesetzt. "Gott sei Dank, der liebe Gott hat uns auch geholfen: Unter einem klaren Himmel und bei Sonnenschein haben zehntausende Menschen, Deutsche, türkische Muslime, türkische Verbände, auch deutsche Politiker, Behördenvertreter an dieser Großdemonstration teilgenommen. Und wir haben gemeinsan den Terror verurteilt - unter einem bestimmten Slogan "Gemeinsam gegen Terror". Denn Islam heißt Frieden, Islam ist gegen Terror, wir sind gegen jede Art von Terror, Terror kennt keine Religion."
(rv 24.11.04 hr)

24.11.04: Debatte in der Schweiz
Die Universität Basel führt Sondierungsgespräche über eine Imam-Ausbildung. Auch die Scharia, das islamische Recht, würde im Rahmen eines solchen Lehrgangs unterrichtet. Nach einer neuen Integrations-Verordnung, die der Bundesrat bald besprechen will, brauchen Wanderprediger jeglicher Religion einen Sprach- und Eingliederungs-Kurs. Ansonsten sollen sie noch nicht einmal zu Kurzaufenthalten mehr ein Visum kriegen.
Derweil kommt die Debatte über einen Religionsartikel in der Bundesverfassung neu in Gang. Die SVP will «das Thema Islam» schon in der Wintersession der Räte diskutieren.
(kath.ch/der bund 24.11.04 sk)

22.11.04: Schröder für Kopftuch-Verbot
Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat sich für ein Kopftuchverbot an deutschen Schulen ausgesprochen. Wenn eine junge Frau im öffentichen Dienst das Kopftuch tragen wolle, sei er dagegen, erklärte Schröder in einem Gespräch mit dem ARD-Moderatoren Reinhold Beckmann, das heute abend ausgetrahlt wird. Unterdessen spräche nichts gegen das Tragen von Kopftüchern in der Gesellschaft. Weiter betonte Schröder erneut, wer in Deuschland leben wolle, müsse sich dem Recht des Landes anpassen und seine Sprache lernen. "Denn ohne Sprachkenntnisse ist Integration nicht möglich, und wir wollen Integration", so der Kanzler wörtlich.
(afp 22.11.04 hr)

22.11.04: Huber fordert Moslem-Gebet auf deutsch
Der Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat die Muslime in der Bundesrepublik aufgefordert, ihre Gebete wie die christlichen Kirchen in Deutsch abzuhalten. "Es ist zwar nicht sinnvoll, die Imame gesetzlich zu zwingen, auf Deutsch zu predigen. Allerdings hoffe ich, daß sie es aus eigenem Antrieb tun", so Huber wörtlich. Alle Religionen müssten mit den Schattenseiten ihrer Geschichte und ihrer Aggressivität in der Gegenwart kritisch umgehen, forderte der Bischof weiter. Er habe den Eindruck, dass diese Fähigkeit bei islamischen Organisationen bisher nicht sehr ausgeprägt gewesen sei.
(bz-online 22.11.04 hr)

22.11.04: Moslem-Demo in Köln
Rund 20.000 Menschen, die meisten davon Moslems, haben gestern in Köln für den Frieden und gegen islamischen Terror demonstriert. Sie folgten damit einem Aufruf der Türkisch-Islamischen Union der Anstalt der Religion (Ditib), dem größten Dachverband von etwa 800 Moscheen in der Bundesrepublik. "Der Terror hat keine Religion und keine Nationalität", rief der Ditib-Vorsitzende, Ridavn Cakir, den Demonstranten zu. Diese trugen Plakate mit Aufschriften wie "Islam heißt Frieden" oder "Gegen den Terror in allen seinen Formen." Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, die grüne Politikerin Marieluise Beck, sprach von einem "klaren und nötigen Zeichen".
(afp 22.11.04 hr)

22.11.04: Schweizer Bundesrat für "Abwehr"
Es ist nötig, über die Gefahren des Anti-Islamismus zu diskutieren und die notwendigen Massnahmen zu ergreifen. Das hat Bundesrat Moritz Leuenberger in der Fernsehsendung "Sternstunde" erklärt. Es gebe Einzelne, die sich auf den Islam beriefen, um den Westen anzugreifen. "Hier sind westliche Staaten gefordert, die Abwehr zu organisieren", meinte der Schweizer Magistrat wörtlich. Damit griff er als erster Schweizer Regierungsvertreter die laufende Islam-Diskussion auf.
(kipa 22.11.04 heh)

21.11.04: "Keine Kirchen in Moscheen umwandeln"
EKD-Ratsvorsitzender Bischof Wolfgang Huber lehnt eine Umwandlung von Kirchen in Moscheen grundsätzlich ab. "Wird eine Kirche zur Moschee, erwecken wir den Anschein, der Unterschied zwischen Christentum und Islam sei geringfügig", sagte er dem Magazin "Focus". Huber kritisierte Klagen von Muslimen, die ihre Kinder vom Sport- und Sexualkundeunterricht sowie von Klassenfahrten befreien wollten. Weiter plädierte Huber dafür, Deutsch als Predigtsprache in Moscheen zu fördern. Eine gesetzliche Festlegung lehnte er hingegen ab.
(kna 21.11.04 gs)

20.11.04: Schröder appelliert an Moslems
Muslime müssen sich besser in die bundesrepublikanische Gesellschaft integrieren. So der Appell von Bundeskanzler Gerhard Schröder. Die in Deutschland lebenden Moslems sollten ohne Einschränkung die Rechstordnung des Landes und seine demokratischen Werte annehmen, heißt es weiter in einem vorab veröffentlichten Redemanuskript des Kanzlers für eine Ehrung von Ex-Bundespräsident Johannes Rau heute in Berlin. Zu einer größeren Integrationsbereitschaft gehöre auch das Bemühen, die deutsche Sprache zu lernen.
(afp 20.11.04 hr)

19.11.04: Attentat auf Moschee
Unbekannte haben auf eine Moschee in Sinsheim einen Brandanschlag verübt. Dabei entstand ein Sachschaden von etwa 10.000 Euro; Menschen wurden nicht verletzt, so die Polizeidirektion Heidelberg. Bundespräsident Horst Köhler sagte über das Zusammenleben von Christen und Moslems in Deutschland wörtlich: "Da ist etwas schief gegangen." Durch falsch verstandene Toleranz hätten sich islamistische Kräfte in der Bundesrepublik entwickeln können. Man dürfe die Debatte aber auch nicht dramatisieren.
Derweil wurde bekannt, dass der mutmaßliche Drahtzieher des Mordes am niederländischen Regisseur Theo van Gogh jahrelang in Deutschland gelebt hat. Die Opposition im deutschen Bundestag verlangt von der Regierung nähere Auskünfte über den Mann, dessen Name mit Reduan Al Issar angegeben wird.
(faz 19.11.04 sk)

16.11.04: Niederlande will schärferes Gesetz
Mit schärferen Gesetzen will die Regierung den Unruhen nach dem Mord an Theo van Gogh begegnen. Der Filmregisseur war Anfang des Monats von einem islamischen Extremisten hingerichtet worden; seitdem kommt es immer wieder zu Brandanschlägen auf islamische, aber auch christliche Einrichtungen. Justizminister Piet Hein Donner erklärte jetzt vor Journalisten, dass künftig Verdächtige einfacher verhaftet werden sollen; außerdem soll es möglich werden, sie auch ohne handfeste Beweise bis zu vier Monaten festzuhalten. Das künftige Gesetz wäre, wenn es verabschiedet wird, das am weitesten gehende in Europa. Es solle in Fällen greifen, wo eine, so wörtlich, "Rekrutierung oder Radikalisierung" - gemeint ist: von Moslems - stattfinde.
Derweil ist der ermordete Politiker Pim Fortuyn in einer Fernsehsendung zum "größten Niederländer aller Zeiten" gewählt worden. Der schillernde Fortuyn setzte sich in dem Programm unter anderem gegen Wilhelm von Oranien, Rembrandt und Vincent van Gogh durch.
(ap/afp 16.11.04 sk)

15.11.04: Brandanschläge in Niederlanden
Die Kette der Gewalt nach dem Mord an Theo van Gogh durch einen Moslem-Extremisten reißt nicht ab. Unbekannte Täter warfen am Samstag abend Brandsätze in eine christliche Schule; es entstand aber nur geringer Sachschaden. Am Freitag war eine Moschee bei Venlo bei einem Brandanschlag völlig ausgebrannt. Premierminister Jan Peter Balkenende nahm gestern in Einhoven in einer Moschee an der Feier zum Ende des Ramadan teil. Dabei rief er zum gesellschaftlichen Dialog auf. Am Samstag hatte der Justizminister auf einem Parteitag angekündigt, die Beleidigung von Religionen stärker ahnden zu wollen.
15.11.04: Kardinal Schönborn zu Niederlanden
Die Ereignisse in den Niederlanden zeigen die Krise einer Gesellschaft an, in der Wertfragen völlig beliebig geworden sind. Dies meinte der österreichische Kardinal Christoph Schönborn in einem Interview mit der "Kleinen Zeitung". Es stelle sich die Grundfrage, ob eine Gesellschaft, die ihre eigenen Normen und Werte so völlig in die Beliebigkeit gestellt hat, überhaupt die Kraft hat, das zu tun, was heute in Europa notwendig ist. Wörtlich meinte der Wiener Erzbischof: "Dass wir multikulturell und multireligiös leben müssen, ist klar. Das kann aber nur gelingen, wenn halbwegs konturierte Identitäten da sind".
(faz/kap 15.11.04 sk)

13.11.04: Brandanschlag
In einer Moschee im Süden des Landes ist am Samstag Morgen ein Brand ausgebrochen. Das meldet die niederländische Nachrichtenagentur ANP. Verletzte habe es bei dem Brand keine gegeben. Die Feuerwehr habe den Brand löschen können, über die Hintergründe des Feuers waren bisher keine Angaben möglich.
(afp 13. 11. 04 lw)

12.11.04: Niederländische Bischöfe äußern sich
In den Niederlanden kehrt langsam wieder Ruhe ein. Die Polizei verzeichnet vorerst keine weiteren Brandanschläge mehr, wie sie in den vergangenen Tagen seit dem Mord an Theo van Gogh registriert wurden. Doch dass es brodelt in der multiethnischen und auf engstem Raum zusammenlebenden niederländischen Gesellschaft – daran kann niemand mehr vorbeisehen. So warnt auch der Bischof von Rotterdam Adrianus van Luyn davor, den Konflikt zu unterschätzen.
"Das ist eine sehr brisante Sache, weil Leute von beiden Seiten protestieren: Es wurden Moscheen angegriffen, und es wurden Kirchen angegriffen. In meinem Bistum Rotterdam zum Beispiel haben Unbekannte versucht, die Kirche der polnischen Gläubigen anzuzünden. Und das ist natürlich sehr gefährlich, wenn das so weitergeht, wenn Gruppen von beiden extremen Seiten von dieser Situation profitieren, um die ganze Gesellschaft unter Druck zu setzen."
Unabwendbar ist die Spaltung der niederländischen Gesellschaft aber nicht, betont der Bischof von Rotterdam. Mit einem umsichtigen Handeln der Regierung sei es aber nicht getan. Besonders die verschiedenen zivilen Kräfte der niederländischen Gesellschaft müssten aufhören, aneinander vorbeizuschauen. In Zeiten der Krise sei der Dialog unerlässlich. Das sieht dann für Van Luyn so aus, "dass wir versuchen, von allen Seiten selbstkritisch zu sein. Wir haben alle unsere dunklen Seiten, aber dass wir versuchen, die Kräfte zu einen für das Gemeinwohl in unserer Gesellschaft, im Bewusstsein, dass dieses Gemeinwohl alle Interessen von Gruppen, von politischen Richtungen, von Glauben, von Kulturen übersteigt."
Gestern haben die Bischöfe des Landes aus aktuellem Anlass einen offenen Brief an die niederländische Gesellschaft veröffentlicht. Dazu der Erzbischof von Utrecht, Kardinal Adrianus Simonis.
"Ich höre, dass das sehr gut aufgenommen worden ist. Wir versuchen zu sagen, wir haben die Moslems selber in unser Land geholt, sie leben hier, sie haben Recht auf ihre Meinung. Wir müssen dafür sorgen, dass wir in einer friedlichen Gesellschaft zusammenleben, mit Respekt füreinander. Aber sie glauben auf diese Weise, und wir glauben auf andere Weise."
(rv 12.10.04 gs)

10.11.04: Brennende Kirchen
Auch in der letzten Nacht ist es wieder zu Brandanschlägen auf islamische und christliche Einrichtungen gekommen. Der letzte Brand-Angriff galt einer islamischen Schule in einem Dorf im Süden der Niederlande. Zuvor hatten auch zwei Kirchen in Utrecht und Amersfort sowie zwei weitere in Rotterdam bei Brandanschlägen leichte Schäden davongetragen; zu Verletzten kam es bislang aber nicht. Die Anschläge gehören zu einer Welle der Gewalt, die mit der Ermordung des Regisseurs Theo van Gogh durch einen islamischen Extremisten begann.
Van Goghs Beerdigung in Amsterdam wurde gestern landesweit vom Fernsehen übertragen. Dabei sagten Familienmitglieder, der Ermordete hätte die Angriffe auf islamische Einrichtungen mißbilligt. Ministerpräsident Jan Peter Balkenende rief dazu auf, einen "kühlen Kopf zu behalten".
(reuters 10.11.04 sk)

09.11.04: Brennende Moschee
Unbekannte haben in der Nacht auf Dienstag einen Brandanschlag auf eine Kirche in der Innenstadt von Utrecht verübt. Niederländischen Medienberichten zufolge konnten Polizeibeamte das Feuer schnell löschen, so dass nur ein geringer Schaden enstand. Das protestantische Gotteshaus war bereits im Herbst 2001 Ziel eines Brandanschlags gewesen. Unklar ist jetzt, ob der jüngste Übergriff im Zusammenhang mit den Unruhen nach der Ermordung des Regisseurs Theo van Gogh steht. Seit dem Mord vor einer einer Woche kam es in den Niederländen zu einer Serie von Anschlägen auf Moscheen.
(afp 09.11.04 hr)

08.11.04: Brandanschläge

Mehrere Moscheen sind in den vergangenen Tagen zum Ziel von Brandanschlägen geworden. Es handelt sich um Folgen der Ausschreitungen nach der Ermordung des Regisseuers Theo Van Gogh durch einen jungen Marokkaner, der einer fundamentalistischen Bewegung angehören soll. Die Polizei hat mehrere Personen als Verdächtige der Bandanschläge auf Moscheen festgenommen.
(ansa 8.11.04 gs)







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