24.11.04: Homeyer, "Keine Ängste schüren" Bei der Debatte um die Integration
von Zuwanderern sollten keine Ängste geschürt werden. Das wünscht sich der deutsche
Bischof Josef Homeyer, der den Rat der EU-Bischofskonferenzen leitet. In einem Statement
begrüßt er es, dass das Thema endlich ernsthaft diskutiert werde. Homeyer wörtlich:
"Die gesamtgesellschaftliche Debatte war längst überfällig. Links wie rechts sollte
diese Diskussion nun ohne Scheuklappen geführt werden." Genauso wichtig sei es aber,
keine Ängste zu schüren. Auch die Migranten selbst müßten gehört werden, so der emeritierte
Bischof von Hildesheim. (pm 24.11.04 sk)
24.11.04: DITIB würde Kopftuchverbot
akzeptieren Der größte türkisch-islamische Dachverband in Deutschland würde
ein Kopftuchverbot im öffentlichen Dienst akzeptieren. Das meinte der DITIB-Generalsekretär
Mehmet Yildirim jetzt gegenüber Radio Vatikan. Er bezog sich damit auf Äußerungen
von Bundeskanzler Gerhard Schröder, der sich ein solches Verbot vorstellen kann. Yildirim
wörtlich: "Das ist doch eine Entscheidung der Behörden. Wir leben in einem Rechtsstaat,
wir müssen auch auf Verfassungstreue achten und uns an die Gesetze halten. Genauso
ist das auch in der Türkei. Aus diesem Grunde haben wir auch Verständnis, wenn auch
öffentliche Stellen oder staatliche Stellen das nicht erlaubt haben. Das ist eine
Entscheidung der Politiker." Die Großdemonstration von Moslems in Köln am letzten
Wochenende war nach DITIB-Einschätzung ein Erfolg. Sie habe ein klares Zeichen gegen
islamischen Terror gesetzt. "Gott sei Dank, der liebe Gott hat uns auch geholfen:
Unter einem klaren Himmel und bei Sonnenschein haben zehntausende Menschen, Deutsche,
türkische Muslime, türkische Verbände, auch deutsche Politiker, Behördenvertreter
an dieser Großdemonstration teilgenommen. Und wir haben gemeinsan den Terror verurteilt
- unter einem bestimmten Slogan "Gemeinsam gegen Terror". Denn Islam heißt Frieden,
Islam ist gegen Terror, wir sind gegen jede Art von Terror, Terror kennt keine Religion." (rv
24.11.04 hr)
24.11.04: Debatte in der Schweiz Die Universität Basel
führt Sondierungsgespräche über eine Imam-Ausbildung. Auch die Scharia, das islamische
Recht, würde im Rahmen eines solchen Lehrgangs unterrichtet. Nach einer neuen Integrations-Verordnung,
die der Bundesrat bald besprechen will, brauchen Wanderprediger jeglicher Religion
einen Sprach- und Eingliederungs-Kurs. Ansonsten sollen sie noch nicht einmal zu Kurzaufenthalten
mehr ein Visum kriegen. Derweil kommt die Debatte über einen Religionsartikel in
der Bundesverfassung neu in Gang. Die SVP will «das Thema Islam» schon in der Wintersession
der Räte diskutieren. (kath.ch/der bund 24.11.04 sk)
22.11.04: Schröder
für Kopftuch-Verbot Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) hat sich für ein Kopftuchverbot
an deutschen Schulen ausgesprochen. Wenn eine junge Frau im öffentichen Dienst das
Kopftuch tragen wolle, sei er dagegen, erklärte Schröder in einem Gespräch mit dem
ARD-Moderatoren Reinhold Beckmann, das heute abend ausgetrahlt wird. Unterdessen spräche
nichts gegen das Tragen von Kopftüchern in der Gesellschaft. Weiter betonte Schröder
erneut, wer in Deuschland leben wolle, müsse sich dem Recht des Landes anpassen und
seine Sprache lernen. "Denn ohne Sprachkenntnisse ist Integration nicht möglich, und
wir wollen Integration", so der Kanzler wörtlich. (afp 22.11.04 hr)
22.11.04:
Huber fordert Moslem-Gebet auf deutsch Der Ratsvorsitzender der Evangelischen
Kirche in Deutschland (EKD), Bischof Wolfgang Huber, hat die Muslime in der Bundesrepublik
aufgefordert, ihre Gebete wie die christlichen Kirchen in Deutsch abzuhalten. "Es
ist zwar nicht sinnvoll, die Imame gesetzlich zu zwingen, auf Deutsch zu predigen.
Allerdings hoffe ich, daß sie es aus eigenem Antrieb tun", so Huber wörtlich. Alle
Religionen müssten mit den Schattenseiten ihrer Geschichte und ihrer Aggressivität
in der Gegenwart kritisch umgehen, forderte der Bischof weiter. Er habe den Eindruck,
dass diese Fähigkeit bei islamischen Organisationen bisher nicht sehr ausgeprägt gewesen
sei. (bz-online 22.11.04 hr) 22.11.04: Moslem-Demo in Köln Rund 20.000
Menschen, die meisten davon Moslems, haben gestern in Köln für den Frieden und gegen
islamischen Terror demonstriert. Sie folgten damit einem Aufruf der Türkisch-Islamischen
Union der Anstalt der Religion (Ditib), dem größten Dachverband von etwa 800 Moscheen
in der Bundesrepublik. "Der Terror hat keine Religion und keine Nationalität", rief
der Ditib-Vorsitzende, Ridavn Cakir, den Demonstranten zu. Diese trugen Plakate mit
Aufschriften wie "Islam heißt Frieden" oder "Gegen den Terror in allen seinen Formen."
Die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, die grüne Politikerin Marieluise
Beck, sprach von einem "klaren und nötigen Zeichen". (afp 22.11.04 hr)
22.11.04:
Schweizer Bundesrat für "Abwehr" Es ist nötig, über die Gefahren des Anti-Islamismus
zu diskutieren und die notwendigen Massnahmen zu ergreifen. Das hat Bundesrat Moritz
Leuenberger in der Fernsehsendung "Sternstunde" erklärt. Es gebe Einzelne, die sich
auf den Islam beriefen, um den Westen anzugreifen. "Hier sind westliche Staaten gefordert,
die Abwehr zu organisieren", meinte der Schweizer Magistrat wörtlich. Damit griff
er als erster Schweizer Regierungsvertreter die laufende Islam-Diskussion auf. (kipa
22.11.04 heh)
21.11.04: "Keine Kirchen in Moscheen umwandeln" EKD-Ratsvorsitzender
Bischof Wolfgang Huber lehnt eine Umwandlung von Kirchen in Moscheen grundsätzlich
ab. "Wird eine Kirche zur Moschee, erwecken wir den Anschein, der Unterschied zwischen
Christentum und Islam sei geringfügig", sagte er dem Magazin "Focus". Huber kritisierte
Klagen von Muslimen, die ihre Kinder vom Sport- und Sexualkundeunterricht sowie von
Klassenfahrten befreien wollten. Weiter plädierte Huber dafür, Deutsch als Predigtsprache
in Moscheen zu fördern. Eine gesetzliche Festlegung lehnte er hingegen ab. (kna
21.11.04 gs)
20.11.04: Schröder appelliert an Moslems Muslime müssen
sich besser in die bundesrepublikanische Gesellschaft integrieren. So der Appell von
Bundeskanzler Gerhard Schröder. Die in Deutschland lebenden Moslems sollten ohne Einschränkung
die Rechstordnung des Landes und seine demokratischen Werte annehmen, heißt es weiter
in einem vorab veröffentlichten Redemanuskript des Kanzlers für eine Ehrung von Ex-Bundespräsident
Johannes Rau heute in Berlin. Zu einer größeren Integrationsbereitschaft gehöre auch
das Bemühen, die deutsche Sprache zu lernen. (afp 20.11.04 hr)
19.11.04:
Attentat auf Moschee Unbekannte haben auf eine Moschee in Sinsheim einen Brandanschlag
verübt. Dabei entstand ein Sachschaden von etwa 10.000 Euro; Menschen wurden nicht
verletzt, so die Polizeidirektion Heidelberg. Bundespräsident Horst Köhler sagte über
das Zusammenleben von Christen und Moslems in Deutschland wörtlich: "Da ist etwas
schief gegangen." Durch falsch verstandene Toleranz hätten sich islamistische Kräfte
in der Bundesrepublik entwickeln können. Man dürfe die Debatte aber auch nicht dramatisieren. Derweil
wurde bekannt, dass der mutmaßliche Drahtzieher des Mordes am niederländischen Regisseur
Theo van Gogh jahrelang in Deutschland gelebt hat. Die Opposition im deutschen Bundestag
verlangt von der Regierung nähere Auskünfte über den Mann, dessen Name mit Reduan
Al Issar angegeben wird. (faz 19.11.04 sk)
16.11.04: Niederlande will
schärferes Gesetz Mit schärferen Gesetzen will die Regierung den Unruhen nach
dem Mord an Theo van Gogh begegnen. Der Filmregisseur war Anfang des Monats von einem
islamischen Extremisten hingerichtet worden; seitdem kommt es immer wieder zu Brandanschlägen
auf islamische, aber auch christliche Einrichtungen. Justizminister Piet Hein Donner
erklärte jetzt vor Journalisten, dass künftig Verdächtige einfacher verhaftet werden
sollen; außerdem soll es möglich werden, sie auch ohne handfeste Beweise bis zu vier
Monaten festzuhalten. Das künftige Gesetz wäre, wenn es verabschiedet wird, das am
weitesten gehende in Europa. Es solle in Fällen greifen, wo eine, so wörtlich, "Rekrutierung
oder Radikalisierung" - gemeint ist: von Moslems - stattfinde. Derweil ist der
ermordete Politiker Pim Fortuyn in einer Fernsehsendung zum "größten Niederländer
aller Zeiten" gewählt worden. Der schillernde Fortuyn setzte sich in dem Programm
unter anderem gegen Wilhelm von Oranien, Rembrandt und Vincent van Gogh durch. (ap/afp
16.11.04 sk)
15.11.04: Brandanschläge in Niederlanden Die Kette der
Gewalt nach dem Mord an Theo van Gogh durch einen Moslem-Extremisten reißt nicht ab.
Unbekannte Täter warfen am Samstag abend Brandsätze in eine christliche Schule; es
entstand aber nur geringer Sachschaden. Am Freitag war eine Moschee bei Venlo bei
einem Brandanschlag völlig ausgebrannt. Premierminister Jan Peter Balkenende nahm
gestern in Einhoven in einer Moschee an der Feier zum Ende des Ramadan teil. Dabei
rief er zum gesellschaftlichen Dialog auf. Am Samstag hatte der Justizminister auf
einem Parteitag angekündigt, die Beleidigung von Religionen stärker ahnden zu wollen. 15.11.04:
Kardinal Schönborn zu Niederlanden Die Ereignisse in den Niederlanden zeigen
die Krise einer Gesellschaft an, in der Wertfragen völlig beliebig geworden sind.
Dies meinte der österreichische Kardinal Christoph Schönborn in einem Interview mit
der "Kleinen Zeitung". Es stelle sich die Grundfrage, ob eine Gesellschaft, die ihre
eigenen Normen und Werte so völlig in die Beliebigkeit gestellt hat, überhaupt die
Kraft hat, das zu tun, was heute in Europa notwendig ist. Wörtlich meinte der Wiener
Erzbischof: "Dass wir multikulturell und multireligiös leben müssen, ist klar. Das
kann aber nur gelingen, wenn halbwegs konturierte Identitäten da sind". (faz/kap
15.11.04 sk)
13.11.04: Brandanschlag In einer Moschee im Süden des
Landes ist am Samstag Morgen ein Brand ausgebrochen. Das meldet die niederländische
Nachrichtenagentur ANP. Verletzte habe es bei dem Brand keine gegeben. Die Feuerwehr
habe den Brand löschen können, über die Hintergründe des Feuers waren bisher keine
Angaben möglich. (afp 13. 11. 04 lw)
12.11.04: Niederländische Bischöfe
äußern sich In den Niederlanden kehrt langsam wieder Ruhe ein. Die Polizei
verzeichnet vorerst keine weiteren Brandanschläge mehr, wie sie in den vergangenen
Tagen seit dem Mord an Theo van Gogh registriert wurden. Doch dass es brodelt in der
multiethnischen und auf engstem Raum zusammenlebenden niederländischen Gesellschaft
– daran kann niemand mehr vorbeisehen. So warnt auch der Bischof von Rotterdam Adrianus
van Luyn davor, den Konflikt zu unterschätzen. "Das ist eine sehr brisante Sache,
weil Leute von beiden Seiten protestieren: Es wurden Moscheen angegriffen, und es
wurden Kirchen angegriffen. In meinem Bistum Rotterdam zum Beispiel haben Unbekannte
versucht, die Kirche der polnischen Gläubigen anzuzünden. Und das ist natürlich sehr
gefährlich, wenn das so weitergeht, wenn Gruppen von beiden extremen Seiten von dieser
Situation profitieren, um die ganze Gesellschaft unter Druck zu setzen." Unabwendbar
ist die Spaltung der niederländischen Gesellschaft aber nicht, betont der Bischof
von Rotterdam. Mit einem umsichtigen Handeln der Regierung sei es aber nicht getan.
Besonders die verschiedenen zivilen Kräfte der niederländischen Gesellschaft müssten
aufhören, aneinander vorbeizuschauen. In Zeiten der Krise sei der Dialog unerlässlich.
Das sieht dann für Van Luyn so aus, "dass wir versuchen, von allen Seiten selbstkritisch
zu sein. Wir haben alle unsere dunklen Seiten, aber dass wir versuchen, die Kräfte
zu einen für das Gemeinwohl in unserer Gesellschaft, im Bewusstsein, dass dieses Gemeinwohl
alle Interessen von Gruppen, von politischen Richtungen, von Glauben, von Kulturen
übersteigt." Gestern haben die Bischöfe des Landes aus aktuellem Anlass einen offenen
Brief an die niederländische Gesellschaft veröffentlicht. Dazu der Erzbischof von
Utrecht, Kardinal Adrianus Simonis. "Ich höre, dass das sehr gut aufgenommen worden
ist. Wir versuchen zu sagen, wir haben die Moslems selber in unser Land geholt, sie
leben hier, sie haben Recht auf ihre Meinung. Wir müssen dafür sorgen, dass wir in
einer friedlichen Gesellschaft zusammenleben, mit Respekt füreinander. Aber sie glauben
auf diese Weise, und wir glauben auf andere Weise." (rv 12.10.04 gs)
10.11.04:
Brennende Kirchen Auch in der letzten Nacht ist es wieder zu Brandanschlägen
auf islamische und christliche Einrichtungen gekommen. Der letzte Brand-Angriff galt
einer islamischen Schule in einem Dorf im Süden der Niederlande. Zuvor hatten auch
zwei Kirchen in Utrecht und Amersfort sowie zwei weitere in Rotterdam bei Brandanschlägen
leichte Schäden davongetragen; zu Verletzten kam es bislang aber nicht. Die Anschläge
gehören zu einer Welle der Gewalt, die mit der Ermordung des Regisseurs Theo van Gogh
durch einen islamischen Extremisten begann. Van Goghs Beerdigung in Amsterdam wurde
gestern landesweit vom Fernsehen übertragen. Dabei sagten Familienmitglieder, der
Ermordete hätte die Angriffe auf islamische Einrichtungen mißbilligt. Ministerpräsident
Jan Peter Balkenende rief dazu auf, einen "kühlen Kopf zu behalten". (reuters 10.11.04
sk)
09.11.04: Brennende Moschee Unbekannte haben in der Nacht auf
Dienstag einen Brandanschlag auf eine Kirche in der Innenstadt von Utrecht verübt.
Niederländischen Medienberichten zufolge konnten Polizeibeamte das Feuer schnell löschen,
so dass nur ein geringer Schaden enstand. Das protestantische Gotteshaus war bereits
im Herbst 2001 Ziel eines Brandanschlags gewesen. Unklar ist jetzt, ob der jüngste
Übergriff im Zusammenhang mit den Unruhen nach der Ermordung des Regisseurs Theo van
Gogh steht. Seit dem Mord vor einer einer Woche kam es in den Niederländen zu einer
Serie von Anschlägen auf Moscheen. (afp 09.11.04 hr)
08.11.04: Brandanschläge
Mehrere
Moscheen sind in den vergangenen Tagen zum Ziel von Brandanschlägen geworden. Es handelt
sich um Folgen der Ausschreitungen nach der Ermordung des Regisseuers Theo Van Gogh
durch einen jungen Marokkaner, der einer fundamentalistischen Bewegung angehören soll.
Die Polizei hat mehrere Personen als Verdächtige der Bandanschläge auf Moscheen festgenommen. (ansa
8.11.04 gs)