Der Erzbischof von Pamplona hat die spanische Kirche ungewöhnlich offen kritisiert.
Bei einem Vortrag in Madrid meinte Fernando Sebastián, das Hauptproblem der spanischen
Kirche sei ihre "spirituelle Mittelmäßigkeit". Sebastián, laut FAZ der wohl brillanteste
Kopf unter Spaniens Oberhirten, sprach auf einem Apostolischen Nationalkongreß in
Madrid, einer Art spanischem Katholikentag. Der Erzbischof, der auch Vizepräsident
der Bischofskonferenz ist, kritisierte, dass Spaniens Kirche "zutiefst in Gruppen
und Tendenzen gespalten" sei, welche "die Einheit in Frage" stellten. Auf dem Kongreß
herrschten ansonsten eher kämpferische Töne vor. Spaniens Kirche sieht sich durch
zahlreiche Initiativen der neuen sozialistischen Regierung herausgefordert - da geht
es um Abtreibung, Homo-Ehe, Religionsunterricht, Kirchenfinanzen, Sterbehilfe. Ein
spanischer Vatikan-Kardinal sprach in Madrid von einem neuen "laizistischen Fundamentalismus"
in Spanien. Kardinal Walter Kasper warnte die Regierung davor, Spaniens kirchliches
und kulturelles Erbe zu ignorieren. Nach anfänglichem Schock hat die iberische Kirche
begonnen, sich zu sammeln - eine Kampagne mit Faltblättern gegen Euthanasie war offenbar
ein erster, ermutigender Erfolg. Barcelonas Erzbischof Lluis Martinez Sistach rief
in einem heute veröffentlichten Interview mit schon beschwörenden Worten Staat und
Kirche zur Zusammenarbeit auf. Sie seien doch zwei Realitäten, die beide denselben
Menschen dienten - unabhängig voneinander, aber zur Zusammenarbeit verpflichtet. (faz
/ aciprensa 17.11.04 sk)