2004-11-17 15:13:22

Spanien: "Mittelmäßige Kirche"


Der Erzbischof von Pamplona hat die spanische Kirche ungewöhnlich offen kritisiert. Bei einem Vortrag in Madrid meinte Fernando Sebastián, das Hauptproblem der spanischen Kirche sei ihre "spirituelle Mittelmäßigkeit". Sebastián, laut FAZ der wohl brillanteste Kopf unter Spaniens Oberhirten, sprach auf einem Apostolischen Nationalkongreß in Madrid, einer Art spanischem Katholikentag. Der Erzbischof, der auch Vizepräsident der Bischofskonferenz ist, kritisierte, dass Spaniens Kirche "zutiefst in Gruppen und Tendenzen gespalten" sei, welche "die Einheit in Frage" stellten.
Auf dem Kongreß herrschten ansonsten eher kämpferische Töne vor. Spaniens Kirche sieht sich durch zahlreiche Initiativen der neuen sozialistischen Regierung herausgefordert - da geht es um Abtreibung, Homo-Ehe, Religionsunterricht, Kirchenfinanzen, Sterbehilfe. Ein spanischer Vatikan-Kardinal sprach in Madrid von einem neuen "laizistischen Fundamentalismus" in Spanien. Kardinal Walter Kasper warnte die Regierung davor, Spaniens kirchliches und kulturelles Erbe zu ignorieren. Nach anfänglichem Schock hat die iberische Kirche begonnen, sich zu sammeln - eine Kampagne mit Faltblättern gegen Euthanasie war offenbar ein erster, ermutigender Erfolg. Barcelonas Erzbischof Lluis Martinez Sistach rief in einem heute veröffentlichten Interview mit schon beschwörenden Worten Staat und Kirche zur Zusammenarbeit auf. Sie seien doch zwei Realitäten, die beide denselben Menschen dienten - unabhängig voneinander, aber zur Zusammenarbeit verpflichtet.
(faz / aciprensa 17.11.04 sk)







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