Vatikan: Papst, "Vorsicht, Stolpersteine für Ökumene"
Es gibt noch eine Menge Hürden auf dem Weg zur Einheit der Christen. Das hat Papst
Johannes Paul II. gestern Abend bei einer Vesper im Petersdom zum 40. Jahrestag der
Konzilsdekretes „Unitatis Redintegratio“ eingeräumt. Ökumene sei aber von Beginn an
einer der pastoralen Schwerpunkte seines Pontifikates gewesen. Und: Sie sei ein Auftrag
nicht nur an Fachleute, sondern betreffe jeden einzelnen Christen, so der Papst in
seiner umfangreichen Predigt. Die wichtigsten Teile davon verlas Vatikan-Erzbischof
Leonardo Sandri.
„Der Weg zur Einheit ist noch mit vielen Stolpersteinen gepflastert. Manchmal handelt
es sich nicht nur um Missverständnisse und Vorurteile, sondern auch um bedauernswerte
Trägheit und Engherzigkeit sowie ganz besonders Differenzen beim Glauben selbst. Diese
konzentrieren sich auf das Thema Kirche, ihre Natur, ihre Ämter. Leider stehen wir
heute auch vor neuen Problemen, besonders bei der Ethik. Hier sind Spaltungen aufgetaucht,
die das gemeinsame Zeugnis verhindern.
Ich weiß: Es gibt Anlass zu Leiden und Enttäuschung, dass all diese Gründe uns das
Sakrament der Einheit verbieten und wir das eucharistische Brot und den Kelch am Tisch
des Herrn nicht teilen können. Doch anstatt uns darüber zu beklagen, was alles noch
nicht möglich ist, sollten wir uns über all das freuen, was bereits erreicht ist.“
Die Zukunft der Ökumene liegt für Johannes Paul in dem, was er „Spiritualität der
Kommunion“ nennt.
„Das bedeutet, im Anderen vor allem das Positive zu sehen, und ihn als Geschenk Gottes
wahrzunehmen. Es bedeutet auch, dem Bruder Raum zu geben und gewisse egoistische Versuchungen
zurückzuweisen, die Konkurrenz, Karrieredenken, Misstrauen und Eifersucht fördern.“
(rv 14.11.04 gs)