2004-11-12 11:28:35

Niederlande: Bischöfe warnen vor ethnischem Konflikt


In den Niederlanden kehrt langsam wieder Ruhe ein. Die Polizei verzeichnet vorerst keine weiteren Brandanschläge mehr, wie sie in den vergangenen Tagen seit dem Mord an Theo van Gogh registriert wurden. Doch dass es brodelt in der multiethnischen und auf engstem Raum zusammenlebenden niederländischen Gesellschaft – daran kann niemand mehr vorbeisehen. So warnt auch der Bischof von Rotterdam Adrianus van Luyn davor, den Konflikt zu unterschätzen.
"Das ist eine sehr brisante Sache, weil Leute von beiden Seiten protestieren: Es wurden Moscheen angegriffen, und es wurden Kirchen angegriffen. In meinem Bistum Rotterdam zum Beispiel haben Unbekannte versucht, die Kirche der polnischen Gläubigen anzuzünden. Und das ist natürlich sehr gefährlich, wenn das so weitergeht, wenn Gruppen von beiden extremen Seiten von dieser Situation profitieren, um die ganze Gesellschaft unter Druck zu setzen."
Unabwendbar ist die Spaltung der niederländischen Gesellschaft aber nicht, betont der Bischof von Rotterdam. Mit einem umsichtigen Handeln der Regierung sei es aber nicht getan. Besonders die verschiedenen zivilen Kräfte der niederländischen Gesellschaft müssten aufhören, aneinander vorbeizuschauen. In Zeiten der Krise sei der Dialog unerlässlich. Das sieht dann für Van Luyn so aus, "dass wir versuchen, von allen Seiten selbstkritisch zu sein. Wir haben alle unsere dunklen Seiten, aber dass wir versuchen, die Kräfte zu einen für das Gemeinwohl in unserer Gesellschaft, im Bewusstsein, dass dieses Gemeinwohl alle Interessen von Gruppen, von politischen Richtungen, von Glauben, von Kulturen übersteigt."
Gestern haben die Bischöfe des Landes aus aktuellem Anlass einen offenen Brief an die niederländische Gesellschaft veröffentlicht. Dazu der Erzbischof von Utrecht, Kardinal Adrianus Simonis.
"Ich höre, dass das sehr gut aufgenommen worden ist. Wir versuchen zu sagen, wir haben die Moslems selber in unser Land geholt, sie leben hier, sie haben Recht auf ihre Meinung. Wir müssen dafür sorgen, dass wir in einer friedlichen Gesellschaft zusammenleben, mit Respekt füreinander. Aber sie glauben auf diese Weise, und wir glauben auf andere Weise."
(rv 12.10.04 gs)







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