Vatikan: Papst sieht vorläufiges Ende der EU-Erweiterung
Für Papst Johannes Paul II. ist die Unterzeichnung der europäischen Verfassung, die
gestern gleichsam unter seinen Augen – hier in Rom - stattfand, ein wichtiges Etappenziel
und ein vorläufiger Abschluss auf dem Weg zur europäischen Einheit. Das sagte der
Papst gegenüber dem polnischen Premierminister Marek Belka, den er heute in Audienz
empfing. Die Ansprache des geschwächten Papstes las ein Mitarbeiter vor, hier die
Kernsätze daraus. "Die Unterzeichnung ist ein Ereignis, das auf gewisse Weise den
Prozess der Erweiterung abschließt. Europa wurde um jene Staaten erweitert, die immer
an der Herausbildung der spirituellen und institutionellen Fundamente des Alten Kontinentes
mitgearbeitet haben, die aber gleichzeitig in den vergangenen Jahrzehnten an den Rändern
dieses Kontinentes verdrängt waren. Der Heilige Stuhl und ich persönlich haben diesen
Erweiterungsprozess unterstützt, damit Europa mit seinen zwei Lungenflügeln atmen
kann: dem Geist des Westens und dem Geist des Ostens." Noch einmal äußerte sich
der Papst zudem über die christlichen Wurzeln des Kontinentes. "Obwohl in der EU-Verfassung
ein ausdrücklicher Verweis auf die christlichen Wurzeln fehlt, die doch die Kultur
ALLER heutigen EU-Nationen bestimmt, bin ich zuversichtlich, dass die Werte des Evangeliums
weiterhin die Bemühungen jener Menschen inspirieren, die für das Antlitz Europas verantwortlich
zeichnen. Und ich hoffe, dass Europa dieses spirituelle Erbe als Basis seiner Einheit
bewahrt." Vor dem polnischen Premier hatte Johannes Paul II. Zyperns Präsidenten
Tassos Papadopoulos empfangen. Ihn erinnerte der Papst daran, dass Dialog und Toleranz
der Schlüssel zur Auflösung der Spannungen auf der geteilten Insel seien. Außerdem
empfängt der Papst am Donnerstag den irakischen Premierminister Allawi. Das meldet
die Agentur AFP untger Berufung auf vatikanische Quellen. (rv / afp 30.10.04 gs)