Das Schisma, das die orthodoxe Kirche Bulgariens trennt, ist jetzt noch deutlicher
geworden: Polizeikräfte haben auf Veranlassung des "konservativen" Flügels der Kirche
um Patriarch Maxim "progressive" Priester aus mehreren relgiösen Gebäuden des Landes
vertrieben. 250 Kirchen, Klöster und andere religiöse Gebäude wurden vorläufig von
der Polizei geschlossen - darunter auch 18 in der Hauptstadt Sofia. Im Zentrum
des Streits steht die Person von Patriarch Maxim: Der bald 90jährige wurde nämlich
vor Jahren von den kommunistischen Machthabern eingesetzt und nicht - wie es das Kirchenrecht
vorsehen würde - von einer Synode gewählt. Geschieden ist die Kirche also in Befürworter
des Patriarchen und seine Gegner, die ihm vor allem Kollaboration mit den Kommunisten
vorwerfen. Insofern sind die Begriffe "konservative" und "progressive" Gruppe natürlich
etwas irreführend. Die Spaltung der Kirche, der rund 80 Prozent aller Bulgaren angehören,
geht in die Zeit der Entmachtung des kommunistischen Regimes 1989 zurück. Vor zwei
Jahren hat Bulgarien das umstrittene "Kulturgesetz" verabschiedet, das alle anderen
Glaubensgemeinschaften gegenüber der offiziellen orthodoxen Kirche benachteiligt -
auch die katholische Kirche hat dagegen protestiert, und nicht zuletzt im jüngsten
Bericht von "Kirche in Not" wurde Bulgarien für dieses Gesetz gerügt. Um gegen die
Polizeimaßnahmen zu protestieren, haben die sogenannten "progressiven" Christen im
Garten einer Kirche eine "Freiluftkirche" eröffnet. Die Gegner von Patriarch Maxim
haben ihre "Alternativsynode", die im Moment von Metropolit Ikonentiu geleitet wird,
nachdem der 1996 gewählte Gegenpatriarch vor fünf Jahren gestorben ist.