In Düsseldorf ist heute einer der spektakulärsten deutschen Wirtschaftsprozesse der
Geschichte zu Ende gegangen: der Mannesmann-Prozess. Er endete mit einem Freispruch
für alle sechs Angeklagten. Die Staatsanwaltschaft hatte ihnen, unter ihnen Deutsche
Bank-Chef Josef Ackermann, vorgeworfen, sie hätten die milliardenschwere Übernahme
von Mannesmann durch den britischen Telekomm-Giganten Vodafone genutzt, um Managern
bei Mannesmann Millionen-Prämien und -Abfindungen zuzuschieben. Die deutsche Ordensfrau
Lea Ackermann – sie ist mit dem Bankchef Ackermann NICHT verwandt – hatte diese Praxis
schon vor Monaten in einem gesalzenen Kommentar für Radio Vatikan gegeisselt. Heute,
am Tag des Freispruches, legt sie nach. Schwester Lea verwehrt sich besonders gegen
die Ansicht, Managergehälter müssten so viel höher als der Durchschnitt sein, weil
die hochqualifizierten Arbeitskräfte sonst abwanderten. „Die Leistung ist immer nur
am Zuwachs am Geld zu sehen, nie weil jemand was getan hat für eine bessere Gesellschaft,
für mehr Miteinander. Dafür ist nie Geld da.“ Lea Ackermann ist Gründerin des Vereins
Solwodi, der sich um Opfer von Zwangsprostitution und Menschenhandel kümmert. Die
Ordensfrau hätte sich von der Kirche eine deutlichere Stellungnahme im Fall Mannesmann
gewünscht. „ Ich hätte es auf jeden Fall gut gefunden, wenn die katholische Kirche
sich zu Wort gemeldet und gesagt hätte, das ist einfach unanständig, sich soviel Geld
in Zeiten der Not in die eigene Tasche zu scheffeln. Wenn die nur einen Funken von
Anstand hätten, hätten sie gesagt: in Ordnung, wir haben ein bisschen viel eingestreift
dabei – dann stellen wir das für soziale Leistungen zur Verfügung. Also am liebsten
hätte ich vor dem Gerichtssaal gestanden mit einer Fahne und gesagt: Mensch – schämt
euch wenigstens.“ (rv 22.07.04 gs)