2004-07-22 15:52:15

Deutschland: Ackermann verurteilt Ackermann


In Düsseldorf ist heute einer der spektakulärsten deutschen Wirtschaftsprozesse der Geschichte zu Ende gegangen: der Mannesmann-Prozess. Er endete mit einem Freispruch für alle sechs Angeklagten. Die Staatsanwaltschaft hatte ihnen, unter ihnen Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann, vorgeworfen, sie hätten die milliardenschwere Übernahme von Mannesmann durch den britischen Telekomm-Giganten Vodafone genutzt, um Managern bei Mannesmann Millionen-Prämien und -Abfindungen zuzuschieben. Die deutsche Ordensfrau Lea Ackermann – sie ist mit dem Bankchef Ackermann NICHT verwandt – hatte diese Praxis schon vor Monaten in einem gesalzenen Kommentar für Radio Vatikan gegeisselt. Heute, am Tag des Freispruches, legt sie nach. Schwester Lea verwehrt sich besonders gegen die Ansicht, Managergehälter müssten so viel höher als der Durchschnitt sein, weil die hochqualifizierten Arbeitskräfte sonst abwanderten. „Die Leistung ist immer nur am Zuwachs am Geld zu sehen, nie weil jemand was getan hat für eine bessere Gesellschaft, für mehr Miteinander. Dafür ist nie Geld da.“ Lea Ackermann ist Gründerin des Vereins Solwodi, der sich um Opfer von Zwangsprostitution und Menschenhandel kümmert. Die Ordensfrau hätte sich von der Kirche eine deutlichere Stellungnahme im Fall Mannesmann gewünscht. „ Ich hätte es auf jeden Fall gut gefunden, wenn die katholische Kirche sich zu Wort gemeldet und gesagt hätte, das ist einfach unanständig, sich soviel Geld in Zeiten der Not in die eigene Tasche zu scheffeln. Wenn die nur einen Funken von Anstand hätten, hätten sie gesagt: in Ordnung, wir haben ein bisschen viel eingestreift dabei – dann stellen wir das für soziale Leistungen zur Verfügung. Also am liebsten hätte ich vor dem Gerichtssaal gestanden mit einer Fahne und gesagt: Mensch – schämt euch wenigstens.“
(rv 22.07.04 gs)







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