2004-07-21 11:40:42

Austria: St. Pöltener Seminarist angeklagt


Im Skandal um das Priesterseminar in St. Pölten hat sich heute die Staatsanwaltschaft zu Wort gemeldet. Wegen Besitzes kinderpronografischer Darstellungen erhebt sie Anklage gegen einen 27-jährigen Seminaristen aus Polen.
Auf dem Computer des Verdächtigen seien eine "Vielzahl von pornografischen Darstellungen mit Unmündigen" gefunden worden. Mittels einer forensischen Software hätten die Bilder wiederhergestellt werden müssen, weil sie kurz vor der Aufdeckung der Affäre gelöscht worden wären. Dagegen sei bei dem Computer des Seminars, der im Dezember beschlagnahmt wurde und auf dem sich kinder- und gewaltpornografische Darstellungen befanden, der Täter nicht mehr eruierbar, da der Computer für alle Seminaristen zugänglich war. Hier hatte die Staatsanwaltschaft "acht bestimmte Alumnen" verdächtigt, ausdrücklich aber den 27-Jährigen dabei ausgeschlossen. Dieses Verfahren werde "mangels Nachweisbarkeit eines strafbaren Verhaltens zur Einstellung gebracht". Der Besitz von Kinderpornografie kann mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft werden.
Der Sprecher von Bischof Kurt Krenn kündigte inzwischen an, der verdächtige Alumne werde aus dem Priesterseminar ausgeschlossen. "Intern" sei darüber hinaus zu klären, "wie weit auch andere Seminaristen involviert waren". Es handle sich dabei um eine Aufgabe der von Krenn eingesetzten Untersuchungskommission,
Unterdessen bezeichnete sich der zurückgetretene Subregens als Bauernopfer einer Kampagne und kündigte an, sich gegen die Rufschädigung zivil- und strafrechtlich zur Wehr zu setzen. Die gegen ihn erhobenen Anschuldigungen entsprächen nicht "auch nur ansatzweise der Wahrheit", so Wolfgang Rothe in einer "persönlichen Erklärung" auf der Homepage von Bischof Krenn.
Der Dogmatikprofessor Michael Stickelbröck, Mitglied der von Bischof Krenn eingesetzten Untersuchungskommission, wies unterdessen die Kritik an der Untersuchungskommission als kirchenpolitische Agitation zurück und forderte eine päpstliche Visitation der Diözese und des bischölichen Ordinariats.
Offenbar hatte ein Mitarbeiter der vatikanischen Bildungskongregation bereits Ende letzten Jahres das Seminar besucht und die Auswahl der Seminaristen sowie die häufige Abwesenheit des Regens scharf kritisiert. Aus dem Vatikan gibt es zum Fall St. Pölten noch keine offizielle Stellungnahme. "Wir verfolgen mit großer Aufmerksamkeit die Situation", so der stellvertretende Vatikan-Sprecher Ciro Benedettini.
(rv)







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