Italien: Cap Anamur, "Wir haben auch Fehler gemacht"
Die deutsche Regierung drängt die italienischen Behörden, den Leiter des Hilfswerks
"Cap Anamur" sofort wieder freizulassen. Man dürfe Elias Bierdel nicht dafür bestrafen,
dass er notleidenden Menschen helfen wollte, so Entwicklungsministerin Heidemarie
Wieczorek-Zeul heute in Berlin. Bierdel war auf dem Schiff von "Cap Anamur", das drei
Wochen lang mit 37 afrikanischen Flüchtlingen an Bord vor der italienischen Küste
herumgeirrt war. Gestern durfte das Schiff schließlich nach langem Tauziehen in einem
Hafen vor Sizilien andocken. Die Flüchtlinge wurden in ein Auffanglager gebracht,
aber das Schiff beschlagnahmt und Bierdel sowie zwei Besatzungsmitglieder verhaftet.
Italien wirft ihnen Beihilfe zu illegaler Einwanderung vor. Unmittelbar vor seiner
Festnahme haben wir Elias Bierdel von "Cap Anamur" interviewt. Er meinte:"Wir werden
jedem Rede und Antwort stehen. Wir glauben, dass das alles letztlich auf Mißverständnissen
beruht. Wir haben auch Fehler gemacht, das müssen wir zugeben - aber Sie können sicher
sein: Wir arbeiten jetzt seit 25 Jahren als unabhängige NGO in aller Welt - niemand
sollte uns in die Nähe von Kriminellen oder Schleusern rücken. Wir sind ziemlich sicher,
dass da nichts rauskommen wird am Schluß - aber sie haben das Recht, Fragen zu stellen,
und wir geben Antworten." Bierdel und die anderen Verhafteten sollen in den
nächsten Tagen dem Haftrichter vorgeführt werden. Der "Osservatore Romano" nannte
das Anlegen der "Cap Anamur" einen "humanitären Sieg", und so sah das auch der Cap-Anamur-Chef
vor seiner Festnahme:"Wir sehen jetzt, man kann etwas gegen bestimmte Vorschriften
tun, die einfach als einen normalen Fall akzeptieren, daß Flüchtlinge wie diese hier
aus Afrika in den Wellen sterben - man hat uns nämlich förmlich verboten, sie zu retten.
Das kann nicht richtig sein! Wir können jetzt also sehr froh sein, dass auch die Regierungsseite
verstanden hat, dass das keine gute Lösung ist." (rv 13.07.04 sk)