Vatikan: Kardinal Ratzinger forderte Kommunionverweigerung
„Was Ratzinger von den amerikanischen Bischöfen wollte“ und nicht bekam. Unter diesem
Titel veröffentlicht das italienische Wochenmagazin L’Espresso heute den Wortlaut
eines Briefes des Präfekten der Glaubenskongregation, Kardinal Joseph Ratzinger, an
die US-amerikanischen Bischöfe. Diese hatten sich im Streit um die mögliche Kommunionverweigerung
an katholische Politiker, die Abtreibung befürworten, bei ihrem Treffen Mitte Juni
auf eine gemeinsame Erklärung geeinigt, die die letzte Entscheidung in dieser Frage
dem jeweiligen Ortsbischof überlässt. MS fasst den Brief Ratzingers zusammen:
Jeder
einzelne Katholik muss sich vor jedem Kommunionempfang prüfen, ob er in der vollen
Gemeinschaft mit der Kirche steht. Abtreibung und Euthanasie sind schwere Sünden.
Christen dürfen mit einer Praxis, die Gottes Gesetz entgegensteht, nicht zusammenarbeiten. Anders
als bei der Bewertung eines Krieges darf es bei Abtreibung und Euthanasie keine Meinungsunterschiede
zwischen Katholiken geben. Der jeweilige Kommunionspender muss wie im Falle einer
Exkommunikation bei einem „hartnäckigen Verharren in einer offenkundigen schweren
Sünde“ die Kommunion verweigern. Offenkundig wird schwere Sünde, wenn ein katholischer
Politiker beständig für ein Recht auf Abtreibung und Euthanasie eintritt. Sein Priester
sollte ihn auffordern, die objektiv sündige Situation zu beenden und ihm andernfalls
die Kommunion verweigern. Die Kommunionverweigerung ist weder eine Strafe noch
ein Urteil über die persönliche Schuld eines Menschen, sondern eine Reaktion auf die
objektiv sündige Situation. N.B.: Ein Katholik ist für den Kommunionempfang
unwürdig, wenn er einen Kandidaten wegen dessen Eintreten für Abtreibung und Euthanasie
wählt. Wählt er einen Kandidaten, obwohl er dessen Haltung zu Abtreibung und Euthanasie
nicht unterstützt, müssen die für ihn sprechenden Argumente diese Entscheidung aufwiegen.