Ein neues Selbstmordattentat in Jerusalem hat unter Israelis den Ruf nach dem Bau
der umstrittenen Mauer zum Westjordanland umso lauter werden lassen. Nach dem Tod
von mindestens sieben Menschen bei der Explosion in einem Bus mahnte der Papst heute
energisch vor Racheakten. In einem Beleidstelegramm, das Kardinal-Staatssekretär Angelo
Sodano unterschrieb, drückte er den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Weder
die Behörden noch die Bürger dürften sich aber in die "absurde Dynamik der Gewalt"
verwickeln lassen, warnte der Papst zugleich. Gerade angesichts der nicht enden wollenden
Gewalt müssten die Friedensbemühungen intensiviert werden, forderte er. Das Attentat,
bei dem sechzig Menschen verletzt wurden, stärkte in Israel die Unterstützung für
den so genannten Sicherheitswall. Der Papst hat ihn dagegen mehrfach verurteilt, denn
Israel braucht Brücken und keine Mauern.
Um Brücken, diesmal nicht in Sachen
Israel sondern verschiedener Kirchen, ging es Johannes Paul auch beim Angelusgebet.
Er hatte heute gleich zwei Anlässe, um seinen Wunsch nach Einheit der Christen zu
betonen: Das Treffen von Kardinal Walter Kasper mit dem russisch-orthodoxen Patriarchen
Alexij II. und das Fest Cattedra Petri. Die vom deutschen Ökumene-Kardinal in Moskau
geäußerte Hoffnung, dass die Beziehungen zwischen den Kirchen immer besser werden,
unterstrich Johannes Paul II., indem er auf die Aufgabe des Papstes hinwies, Einheit
zu stiften:
inserto Diese Mission ist unerlässlich. sie ruht nicht auf menschlichen
Sonderrechten, sondern auf Christus selbst als Eckpfeiler der kirchlichen Gemeinschaft.
Beten wir, damit die Kirche in der Vielfalt der Kulturen, in den Sprachen und Traditionen
einig im Glauben sei sowie im Bezeugen der Wahrheiten des Glaubens und der Moral,
wie sie die Apostel weitergegeben haben.
Nach dem Angelus wandte der Papst
sich ausnahmsweise auf Latein an die Pilger: mit einem Gruß an das Päpstliche Latein-Institut,
das gerade sein 40-jähriges Bestehen feiert.