Auf «beunruhigend hilflose Weise» reagiert die katholische Kirche in Deutschland nach
Ansicht des Wiener Pastoraltheologen Paul Zulehner auf die aktuellen Herausforderungen.
Sich angesichts von Priestermangel und Finanznöten auf eine «Kernidentität» zu beschränken,
sei zwar «betriebswirtschaftlich intelligent, zugleich aber pastoral verheerend»,
schreibt Zulehner in einem Beitrag für die Zeitschrift «Herder Korrespondenz». Die
Zahl der Seelsorgeeinheiten werde der Zahl der für die Pfarrseelsorge verfügbaren
Priester angeglichen, was zu seelsorglichen «Megaräumen» führe, so der Theologe. In
den pastoralen Großräumen verliere Seelsorge ihre Nähe zu den «Lebensgeschichten»,
werde aber zugleich immer mehr betriebsförmig. «Die derzeitige Entwicklung führt
zu einer schleichenden Reklerikalisierung des Kirchenbetriebs», schreibt Zulehner.
Der Priestermangel sollte nicht vom Klerus, sondern von den Gemeinden her angegangen
werden. Zu den Finanzproblemen der Diözesen schreibt er, Hauptziel der Bistümer
sei, «den Kirchenbetrieb auf jene Größe zurückzufahren, der wieder ohne schlaflose
Nächte von Finanzkammerdirektoren finanzierbar ist». Saniert und damit stabilisiert
werde das «untergehende Kirchensystem». (sk kathpress 19.2.)