Die katholische Kirche kam ursprünglich mit den Kolonisatoren nach Amerika. Von der
Seite der Eroberer schlug sie sich im Lauf der Jahrhunderte aber auf die der Armen.
Vor 25 Jahren vollzog die Vollversammlung der katholischen Bischöfe von Lateinamerika
im mexikanischen Puebla dann offiziell die Wende: Die "Option für die Armen" wurde
zur obersten Priorität erklärt. Der Sekretär des Lateinamerika-Komitees der französischen
Bischofskonferenz, Antoine Guerin, ist überzeugt, dass die bahnbrechenden Ergebnisse
der Versammlung noch heute aktuell sind. "Man kann klar sagen, dass die Konferenz
von Puebla eine sehr starke Wirkung gehabt hat, auch wenn im Vorfeld viele befürchteten,
das eine konservative Bewegung die Bischöfe daran hindern würde, wirklich die Antwort
der Kirche auf die großen Herausforderungen zu geben. Puebla hat entscheidend dazu
beigetragen, über die Verbindung zwischen der Evangelisierung und die Rolle der Kirche
bei der Förderung der Menschen nachzudenken, über die Kirche angesichts der gesellschaftlichen
Probleme. Die Kirche, vor allem die Bischöfe haben in Lateinamerika einen ungeheuren
sozialen Einfluss und darum auch eine enorme Verantwortung."