Deutschland: Reaktionen auf die Züchtung eines Menschenklon
Versucht haben es viele – jetzt ist es gelungen: die exakte genetische Kopie eines
Menschen, kurz: ein Menschenklon. Südkoreanische Wissenschaftler um den Genforscher
und Tiermediziner Woo Suk Hwang haben gestern hochoffiziell im US-amerikanischen Wissenschaftsmedizin
„Science“ ihre Forschungsergebnisse vorgestellt: 242 Eizellen wurden von 16 Frauen
entnommen, entkernt und mit deren eigenem Genmaterial aus einer anderen Zelle wieder
gefüllt. 20 dieser Zellen wurden zu Embryonen weitergezüchtet, zur Gewinnung von Stammzellen.
Einer von ihnen überlebte. Seine Stammzellen wurden versuchshalber in Mäuse transplantiert
– die Zellen entwickelten sich zu den gewünschten Geweben. Als „Durchbruch“ wurden
diese Forschungsergebnisse in weiten Teilen der Wissenschaft gefeiert. In der Kirche
reagierte man mit Trauer: Klonen ist ein doppelter Angriff auf das Leben – das sagte
der vatikanische Bioethikexperte, Bischof Elio Sgreccia. Schon die Idee einer Fotokopie
eines Menschen sei monströs. Aber hier gehe es zudem noch um die Vernichtung von Menschen
für eine Forschung, von der noch niemand sagen könne, ob sie überhaupt jemandem nütze.
Dieser Ansicht äußerte auch der Präsident der deutschen Bundesärztekammer, Jörg-Dietrich
Hoppe, gegenüber Radio Vatikan: „Ob das Klonen als therapeutische Möglichkeit nutzbar
sein wird, ist noch offen. Die Stammzellengewinnung reicht nicht aus, um das sagen
zu können. Ethisch ist das Ganze allerdings sehr bedenklich, weil dabei ja von einem
Menschen ein „Ableger“ geschaffen wird. Und dieser neue klonierte Mensch, wird nun
gebraucht, um ausgeschlachtet zu werden, um einem anderen Menschen als Therapiearsenal
zur Verfügung zu stehen.“ Im deutschen Bundestag haben unterdessen zahlreiche
Oppositionspolitiker der Regierung vorgeworfen, ein weltweites Klonverbot in der UNO
durch ihr Veto blockiert und sich damit mitschuldig an der derzeitigen Entwicklung
gemacht zu haben. Wäre das Klonverbot vergangenes Jahr durchgegangen, hätte die Staatengemeinschaft
jetzt die Möglichkeit, den südkoreanischen Forscher durch internationales Recht entgegenzutreten.
Das meint der Obmann der CDU-CSU-Fraktion für Bildung- und Forschungspolitik, Thomas
Rachel: „Es muss jetzt darum gehen, dass die verschobenen Verhandlungen neu aufgenommen
werden. Denn wir müssen uns darüber im Klaren sein: das technische Verfahren des „therapeutischen
Klonens“ ist in den ersten Schritten identisch mit dem des reproduktiven Klonens.
Nur wird beim „therapeutischen Klonen“ der Embryo zerstört, um daraus Stammzellen
zu entnehmen, während beim reproduktiven Klonen der Embryo in die Gebärmutter eingepflanzt
wird und so ein identischer Mensch entsteht. Es gibt leider Verrückte auf der Welt,
wie der Arzt Antinori und andere, die eine solche Methode nutzen wollen. Man muss
sich nur vor Augen führen, welche dramatischen Folgen das auch für unser Menschenbild
hätte, wenn wir auf diese Weise genetisch identische Menschen herstellen würden.“