Vatikan: Papst drückt sein Beileid für die Angehörigen der Opfer des Moskauer Anschlages
aus - und empfängt den Präsidenten der 58. UN-Vollversammlung
Herzlich willkommen! Am Mikrophon ist Ludwig Waldmüller.
Papst Johannes Paul
II. hat heute den Angehörigen der Opfer des Bombenanschlages in der Moskauer U-Bahn
sein Beileid ausgesprochen. Bei dem Anschlag waren gestern rund 40 Menschen gestorben,
mehr als 120 wurden verletzt. 21 schwerverletzte Fahrgäste schweben noch in Lebensgefahr.
In einem Telegramm an den Apostolischen Nuntius in Moskau bittet der Papst seinen
Botschafter, den Familien der Opfer sein tiefes Mitgefühl auszudrücken. Johannes Paul
versichert in dem von Kardinalstaatssekretär Sodano unterzeichneten Schreiben die
Familien seines Gebetes, so wie er auch für alle anderen Opfer von Gewalt beten werde.
Der Moskauer Erzbischof Tadeusz Kondrusiewicz hat gestern die "Fratze des Terrorismus"
beklagt: "Was für ein Herz aus Stein muss ein Mensch haben, der fähig ist, das eigene
Leben und das so vieler anderer Menschen zu zerstören", heißt es in seiner Stellungnahme.
Außerdem appellierte Kondrusiewicz an alle Gläubigen und die Medien, alles mögliche
für Versöhnung und Verständnis in Russland zu tun. Die Behörden in Moskau suchen
derweil weiter nach den Hintermännern des Anschlags. Nach offiziellen Angaben soll
dieser nämlich sorgfältig geplant gewesen sein. Hinweise auf eine tschetschenische
Spur gibt es nicht. Zwei Männer, die heute als Verdächtige verhaftet worden waren,
sind inzwischen wieder auf freiem Fuß.
STACCO
"Der Heilige Stuhl betrachtet
die Vereinten Nationen als sehr bedeutungsvoll für die Förderung des Gemeinwohls".
Das hat Papst Johannes Paul II. heute im Vatikan unterstrichen. Das Kirchenoberhaupt
empfing heute den Präsidenten der 58. Vollversammlung der Vereinten Nationen, Julian
Robert Hunte. In einer kurzen Ansprache lobte der Papst dabei besonders die Reformanstrengungen
der UNO – und er äußerte seine Hoffnung in bezug auf diese Reformen. Martin Stark
mit ein paar Kernsätzen aus der Papst-Ansprache:
"Diese Anstrengungen garantieren
nicht nur, dass die Vereinten Nationen eine effektive höhere Instanz für die Lösung
von internationalen Problemen ist, sie machen die UNO vielmehr auch zu einer immer
mehr stark respektierten moralischen Autorität für die internationale Gemeinschaft.
Es ist meine Hoffnung, dass die Mitgliedsstaaten diese Reform als eine ,klare moralische
und politische Verpflichtung ansehen, die zu Umsicht und Entschlossenheit aufrufen';
genauso aber auch als eine notwendige Voraussetzung für das Wachsen einer internationalen
Ordnung im Dienst an der ganzen Menschheitsfamilie."
Derzeit hat der Heilige
Stuhl, also die katholische Kirche, bei den Vereinten Nationen den Status eines Ständigen
Beobachters. Er kann in den Versammlungen zu Wort zu kommen, jedoch besitzt er kein
Stimm- oder Wahlrecht. Die 58. Vollversammlung der Vereinten Nationen hat im vergangenen
September begonnen und dauert ein knappes Jahr. Der momentane Präsident, Julian Robert
Hunte, ist Außenminister des kleinen karibischen Inselstaates Saint Lucia. Die rund
150 000 Einwohner von Saint Lucia sind zu 90 Prozent katholisch.