2004-02-05 16:43:49

Vatikan: Keine AIDS-Patente, wenn Leben in Gefahr sind


Sind Aids-Medikamente für Kranke der Dritten Welt zu teuer? Vergangene Woche hatte ein italienischer Afrika-Missionar in einer Pressekonferenz im Vatikan der Pharmaindustrie in diesem Zusammenhang „Völkermord“ vorgeworfen – Radio Vatikan berichtete. Nun meldet sich in der Frage der päpstliche Verantwortliche für Krankenpastoral zu Wort, der mexikanische Kardinal Javier Lozano Barragan. Patente auf Aids-Medikamente sind moralisch vertretbar, sagt der Kardinal – aber nicht da, wo es um die Rettung von Menschenleben geht.
"Gewiss sind die Patente legitim. Für die Forschung, auch für den materiellen Profit, der daraus zu ziehen ist. ABER hier stellt sich ein Problem, das sich überall dort stellt, wo es um Privateigentum geht: es gibt eine soziale Hypothek auf diese Patente. Das heißt, es gibt Fälle, wo das Privateigentum aufhört, privat zu sein. Vor allem da, wo Menschen in Lebensgefahr sind." Die Preise der Aids-Medikamente seien erheblich gesunken, hielt Lozano Barragan fest: von 15.000 Dollar jährlich auf 350 Dollar. Das reiche aber noch nicht aus, so der Kardinal.
"Die Laboratorien müssten zusammen mit den Regierungen und der Welthandelsorganisation zu einer Lösung für die ärmsten und am stärksten von AIDS betroffenen Länder kommen. Vorstellbar wären für dies Fälle auch Gratis-Abbaben von Aids-Medikamenten. Ich erinnere daran: im Süden Afrikas, in Botswana, Sambia, Lesotho, ist Aids eine unvorstellbare Plage geworden. In Botswana haben 39 Prozent der Menschen AIDS, das heißt, praktisch die gesamte Bevölkerung ist mit dem Virus infiziert. Wir müssen nach der effizientesten Lösung suchen. Ich fordere nicht, dass alle Aids-Medikamente gratis abgegeben werden. Doch wenn ein Kranker den Medikamentencocktail nicht Tag für Tag erhält, dann stirb er. Hier müssen wir einfach Klartext sprechen." Außerdem äußerte sich Lozano Barragan zur Vogelgrippe in Asien, die er als «Alarmsignal» der fortschreitenden Globalisierung beichnete. Die Epidemiezeige, dass Krankheitserreger ebenso wenig vor Grenzen Halt machten wie das internationale Kapital. Der Kardinal sprach bei einer Pressekonferenz im Vatikan zum 12. Weltkrankentag, der vom 9. bis zum 11. Februar in Lourdes stattfinden wird.







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