Der US-Vizepräsident Dick Cheney war heute beim Papst im Vatikan zu Besuch. Johannes
Paul II. drängte bei dem Gespräch darauf, die USA sollten wieder mehr auf internationale
Zusammenarbeit setzen. Zugeklebte Papierkörbe an der Via della Conciliazione, Absperrungen,
Hubschrauber, viel Polizei: Dick Cheney ist der wichtigste US-Politiker, der seit
Ausbruch der Irak-Krise vor einem Jahr den Vatikan besucht. Cheney gilt als Washingtons
mächtigster Strippenzieher; er war es, der den Irak-Krieg mit der Gefahr durch Massenvernichtungswaffen
begründete - eine Aussage, an der er heute noch festhält, obwohl Außenminister Colin
Powell dieser Tage vorsichtig davon abrückte. Der Papst bedankte sich bei Cheney für
Grüße, die Präsident George Bush ausrichten ließ; dann erinnerte Johannes Paul die
Amerikaner an ihre eigentlich grundlegenden Werte: Freiheit, Gerechtigkeit, Gleichheit.
Die Welt brauche diese Werte heute dringend, da sie von Krieg, Ungerechtigkeit und
Spaltung geprägt sei. Die USA sollten "zu Hause und außerhalb", so der Papst wörtlich,
etwas für mehr internationale Zusammenarbeit und Solidarität tun - und zwar "im Dienst
am Frieden". Friede sei schließlich die tiefste Sehnsucht aller Menschen. - Nach seinem
Besuch beim Papst traf sich der US-Vizepräsident noch mit Kardinalstaatssekretär Angelo
Sodano und dem neuen vatikanischen "Außenminister" Lajolo. Gesprächsthemen: Nahost-Konflikt
und Irak. Es sei auch über "moralische und religiöse Probleme" auf internationaler
Ebene geredet worden; der Vatikan nannte dazu hinterher u.a. die Stichworte Religionsfreiheit
und Schutz des Lebens und der Familie. Da interessiert sich die Führung der Weltkirche
wohl vor allem dafür, wie die Bush-Regierung im Wahljahr auf den juristischen Siegeszug
der so genannten "Homo-Ehe" in den USA reagieren will. (sk radio vatikan 27.)