Saddam Hussein festgenommen - der Vatikan reagiert nicht offiziell auf diese Nachricht
aus dem Irak. Aber ein führender Islam-Experte des Vatikans warnt davor, die Festnahme
Saddams in ihrer Bedeutung zu überschätzen. Pater Jorge Lacunza, Leiter des Päpstlichen
Instituts für Islamwissenschaften, sagt: "Ich persönlich glaube nicht daran, dass
Saddams Festnahme wirklich an diesem Wochenende erfolgt ist und dass sie uns das dann
sofort gemeldet haben. Ich bin auch sehr vorsichtig gegenüber der Meldung, dass ein
DNA-Test durchgeführt worden sei – da warte ich doch auf genauere Nachrichten. Der
Gedanke, dass Saddam sich in Tikrit versteckte, lag doch seit Monaten sehr nahe. Da
ist es doch sehr überraschend, dass Saddam ausgerechnet kurz vor Jahresende und Weihnachten
festgenommen worden sein soll, jetzt, wo alle von Frieden und Versöhnung sprechen.
Will uns da jemand von den wahren Vorgängen im Irak ablenken?" Der eigentliche
Grund zur Intervention im Irak seien doch die dort vermuteten Massenvernichtungswaffen
gewesen, so Lacunza. Warum habe sich dann alles, statt nach diesen Waffen zu fahnden,
auf die Suche nach Saddam konzentriert? "Die eigentliche Frage ist doch nicht Saddam
Hussein, sondern, was mit den Menschen im Irak passiert. Und durchschauen wir das
wirklich? Wissen wir wirklich, was im Moment im zerstörten Irak vorgeht und geplant
wird? Das Land liegt am Boden, Tausende sind im Krieg getötet oder verstümmelt worden,
überall liegen noch nicht explodierte Bomben, die Gewässer sind verseucht. Die wahre
Frage lautet: Wird es den Irakern jetzt, nach Saddams Festnahme, wirklich besser gehen?
Werden sie einmal ein Leben in Würde führen können?" (rv)