2017-12-08 13:26:00

Jemen: Hilferuf aus einem Land am Abgrund


Der ehemalige Präsident ist tot, und die Lage im Jemen bleibt höchst prekär. Ali Abdullah Saleh wurde vor wenigen Tagen durch einen Kopfschuss getötet, am Tag zuvor hatte er sich mit seinen Kämpfern von den Huthi-Rebellen losgesagt, die er in dem unübersichtlichen Bürgerkrieg bislang unterstützt hatte. Ein erneuter Seitenwechsel Salehs, der der durch Saudi-Arabien angeführten Koalition in die Hände spielen sollte und der ihn letztlich das Leben gekostet hat. Dem krisengeschüttelten Jemen und seiner bisher von verheerenden Häuserkämpfen verschonten Hauptstadt drohen nun jedoch noch mehr Krieg und Gewalt. Das berichten die Mitarbeiter der wenigen Hilfswerke, die Zugang in das Land haben. Eine von ihnen ist Maria Rita Ceccaroni von „Save The Children“, die vor einer Reise in das Bürgerkriegsland zurück nach Rom gekehrt ist.

„Die humanitäre Katastrophe ist ja schon mehrere Jahre alt. Das schlimme ist aber, dass es von Stunde zu Stunde noch schlimmer wird. Bevor ich das Land verlies, sind die Gewalttaten in der Hauptstadt Sanaa enorm gestiegen. Die Zivilbevölkerung – allen voran die Kinder – befindet sich de facto gefangen in ihrer eigenen Stadt. Es wird auf offener Straße gekämpft. Gleichzeitig fehlen Medikamente.“

Was die Lage verschlimmert: neben dem Krieg, der seit über zwei Jahren tobt, gibt es lokale Auseinandersetzungen zwischen Ex-Regierungstruppen auf der einen Seite und Huthi-Rebellen sowie Anhängern der jemenitischen Al-Kaida auf der anderen Seite. Außerdem findet eine unter anderem auch religiös motivierte Auseinandersetzung zwischen Truppen statt, die jeweils von den Erzfeinden Saudi-Arabien und Iran unterstützt werden. Auch auf dem globalen Parkett gibt es unterschiedliche Interessen, die bedient werden wollen: So agieren im Jemen zu allem Übel auch noch Gruppen, die von den USA oder Russland gefördert werden. Die Gemengelage ist äußerst kompliziert.

„Fakt ist, Nahrung und Hilfsmittel erreichen das Land nicht mehr. Kinder verhungern. Während Hilfswerke nicht hinkommen können, verschanzen sich viele Familie in ihren Häusern. Wir wissen aber nicht, wie es ihnen geht, was genau sie benötigen. Da findet ein Krieg ohne Skrupel statt.“

Rund 27 Millionen Menschen leben im Jemen, nahezu alle sind vollständig auf internationale Hilfsgüter angewiesen. Doch nach der Blockade der Außengrenzen durch Saudi-Arabien sowie durch die gefährliche und unübersichtliche Lage im Land selbst ist Hilfe kaum möglich. Erschwerend hinzu kommt eine Cholera-Epidemie, die sich unter der geschwächten Bevölkerung und aufgrund mangelnder medizinischer Mittel  nahezu ungehindert ausbreiten kann.

(rv 08.12.2017 mg)








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