2017-12-07 10:44:00

Papst: Jetzt in der Ökumene nicht stehenbleiben


Nach dem gemeinsamen Reformationsgedenken, das aus der Sicht des Papstes ein Erfolg war, darf der ökumenische Wagen jetzt nicht auf den Rastplatz rollen. Das sagte Franziskus an diesem Donnerstag bei einer Audienz für die Spitzenvertreter des Lutherischen Weltbunds.

„Im geistlichen wie im kirchlichen Bereich gilt: Wer stillsteht, der kehrt in Wirklichkeit um. Sich zufriedengeben, zurückbleiben aus Angst, Faulheit, Müdigkeit oder Bequemlichkeit, statt mit den Geschwistern zusammen auf den Herrn zuzugehen, heißt seine Einladung auszuschlagen. Und um gemeinsam auf ihn zuzugehen, reichen gute Ideen nicht aus: Es braucht konkrete Schritte und eine ausgestreckte Hand.“

Er denke noch gerne an seine Teilnahme am Reformationsgedenken im schwedischen Lund vor einem Jahr zurück, sagte Franziskus. Damals hatte er als erster Papst in der Geschichte an der Feier eines Reformationstages teilgenommen, zusammen mit dem Lutherischen Weltbund.

Gebet ist das Benzin der Ökumene

„Es war wichtig, dass wir uns vor allem im Gebet getroffen haben. Denn nicht aus menschlichen Projekten, sondern aus der göttlichen Gnade ergibt sich das Geschenk der Einheit unter den Gläubigen. Nur im Gebet kümmern wir uns wirklich umeinander… Das Gebet ist so etwas wie das Benzin für unsere Reise hin zur vollen Einheit.“

Wer bete, der sehe den anderen aus dem richtigen Blickwinkel, nämlich dem göttlichen, spann der Papst den Gedanken fort. Gottes Blick ruhe väterlich auf allen, „ohne Unterschied oder Bevorzugungen“.

„Und im Geist Jesu, in dem wir beten, erkennen wir, dass wir Geschwister sind. Das ist der Ausgangspunkt, immer. Von hier aus blicken wir auch auf die Geschichte, die hinter uns liegt, und danken Gott dafür, dass die Spaltungen der Jahrhunderte bei allem Schmerz jetzt doch zusammengeflossen sind in einen Weg der Gemeinschaft… Das hat uns dazu gebracht, die alten Vorurteile aufzugeben, etwa die über Martin Luther oder über die Lage der katholischen Kirche in jener Zeit.“

Nie wieder Gegner oder Rivalen sein

Mit „gereinigtem Gedächtnis“ lasse sich nun auf beiden Seiten des konfessionellen Grabens vertrauensvoll nach vorne sehen, erklärte der Papst, „auf eine Zukunft ohne den Streit und die Vorurteile der Vergangenheit“.

„Vor den Streitereien, den Unterschieden und Wunden der Vergangenheit kommt unsere gemeinsame, grundlegende Gegenwart unserer einen Taufe. Sie hat uns zu Kindern Gottes und untereinander zu Geschwistern gemacht. Darum können wir uns nie wieder erlauben, Gegner oder Rivalen zu sein. Natürlich lässt sich die Vergangenheit nicht ändern – aber die Zukunft fordert uns gemeinsam heraus. Wir können uns jetzt der Aufgabe nicht entziehen, eine größere Gemeinschaft in der Liebe und im Glauben zu suchen und voranzubringen!“

(rv 07.12.2017 sk)








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