2017-11-21 13:48:00

Papstmesse: Unterschiede einebnen ist kulturelle Verfolgung


Eine Modernität, die Unterschiede einzuebnen versucht, kommt kultureller Verfolgung gleich. Das hat der Papst an diesem Dienstag bei seiner Morgenmesse im Vatikan-Gästehaus ausgehend vom Alten Testament erläutert.

Franziskus ging in seiner Predigt vom Martyrium des Eleasar aus, von dem im Zweiten Buch der Makkabäer die Rede ist (6,18-31). Er starb, weil er unter der Herrschaft des Seleukiden-Königs Antiochos IV. Epiphanes dem Gesetz Gottes nicht abschwören wollte. Während andere Teile des Volkes ihre Traditionen und Überzeugungen unter dem Einfluss des neuen Herrschers über Bord warfen, zog Eleasar das Selbstopfer vor, um ein Zeichen gegen gleichschaltende Tendenzen im neuen Reich zu setzen.

Die neuen Bräuche seien „neu, heidnisch und weltlich“ gewesen, kommentierte der Papst, unter Antiochos habe eine regelrechte kulturelle und ideologische Kolonialisierung stattgefunden, die alles gleichmachte und keine Unterschiede tolerierte. Franziskus:

„Das ist der Weg der kulturellen Kolonialisierungen, die mit der Verfolgung auch der Gläubigen enden. Wir müssen nicht weit schauen, um einige Beispiele dafür zu sehen. Denken wir an die Völkermorde des vergangenen Jahrhunderts, die Morde auch in kultureller Hinsicht waren und ,neu‘: ,Alles gleich und diejenigen, die nicht reines Blut haben, weg…‘ Alles gleich, kein Platz für die Unterschiede, kein Platz für die anderen, kein Platz für Gott. Angesichts solcher kultureller Kolonialisierungen, die aus der Perversion einer ideologischen Wurzel kommen, wird Eleasar selbst zu einer Wurzel.“

Eleasar wurde zu einer Wurzel für sein Volk im Glauben: Er opferte sich für die Jüngeren, „er gab sein Leben um der Liebe zu Gott und zum Gesetz willen“, formulierte der Papst. Er sei so zur „Wurzel der Zukunft“ geworden, während andere der „Neuheit“ der neuen Herrscher nachgelaufen seien. Nicht alle Neuheiten seien schlecht, präzisierte der Papst mit Blick auf Jesus und das Evangelium. Es brauche allerdings Unterscheidungsvermögen, um die Spreu vom Weizen zu trennen:

„Man muss die Neuheit zu unterscheiden wissen. Kommt diese Neuheit vom Herrn, vom Heiligen Geist, der Wurzel Gottes, oder von einer perversen Wurzel? Früher konnte man keine Kinder töten und heute wohl, kein Problem – das ist eine abartige Neuheit! Früher waren die Unterschiede klar; was Gott schuf, respektierte man, doch heute sind wir ein wenig modern… ,die Dinge sind ja doch nicht so unterschiedlich‘… und dann vermischt man die Dinge.“

Gottes Neuheit hingegen sei nicht verhandelbar, ergänzte Franziskus. Und sie habe die Zeit im Blick, nicht allein den Moment - damit erteilte er den Moden angeblicher Moderne eine Absage:

„Die ideologischen und kulturellen Kolonialisierungen sehen nur die Gegenwart, sie leugnen die Vergangenheit und schauen nicht die Zukunft an. Sie leben im Moment, nicht in der Zeit, und deshalb können sie uns nichts versprechen. Um mit diesem Verhalten alles gleich zu machen und die Unterschiede zu vernichten, begehen sie die schwere Sünde der Gotteslästerung. Mit einer jeden solchen Ideologisierung wird gegen Gott, den Schöpfer, gesündigt, weil man damit die Schöpfung ändern will. Und gegen diese Sünde gibt es nur eine Medizin: das Zeugnis, das Martyrium.“

So wie es Eleasar auf sich nahm, der mit seinem Selbstopfer an die Zukunft gedacht habe, an „das Erbe seines eigenen Zeugnisses“, das für die junge Generation „ein Versprechen der Fruchtbarkeit“ gewesen sei. Der Papst rief dazu auf, sich dieses Beispiel vor Augen zu führen – als Orientierung gegen Tendenzen, die „alles neu machen“ wollten und die „Traditionen, die Geschichte und Religionen eines Volkes wegwischen“ wollten.

(rv 21.11.2017 pr)








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