2017-11-01 13:01:00

Norbert Lammert: Ökumenischen Dialog weiterführen


Ein Appell, den konstruktiven Dialog zwischen katholischer und lutherischer Seite auch nach dem Reformationsjahr energisch fortzusetzen, kommt vom ehemaligen Bundestagspräsidenten Norbert Lammert. Er äußerte sich am Reformationstag im Rahmen eines Vortrags in Rom, den er auf Einladung der Deutschen Botschaft beim Quirinal in der katholischen Anima-Gemeinde hielt. 

Erfreulich sei, so Lammert, dass dieses Reformationsjubiläum nicht wie in früheren Jahrhunderten von einem Pochen auf die eigene, für richtig gehaltene konfessionelle Auffassung, sondern vom Herausstellen von Gemeinsamkeiten geprägt sei. Verleumdungen wie früher üblich seien unterblieben, stattdessen sei ein Christusfest gefeiert worden.

Lammert würdigte dabei sowohl die genau vor einem Jahr von Papst Franziskus und dem Präsidenten des Lutherischen Weltbundes in Lund unterzeichnete gemeinsame ökumenische Erklärung, als auch die auf Ebene der Spitzenvertreter der deutschen katholischen und evangelischen Kirche, Kardinal Marx und Bischof Bedford-Strohm, jüngst erfolgte ökumenische Verlautbarung.

„Versöhnte Verschiedenheit“ als Kapitulationserklärung

Hiermit wollte sich Lammert aber erkennbar nicht zufrieden geben. Er bezeichnete die in Mode gekommene Formel der „versöhnten Verschiedenheit“ als verdeckte Kapitulationserklärung gegenüber der wechselseitigen Verpflichtung beider Konfessionen aus dem diesjährigen Hildesheimer Versöhnungsgottesdienst, jeweils den ersten Schritt zu tun auf dem Weg, Christus zu bezeugen und die Spaltung zu überwinden.

Lammert forderte auf, sich vor dieser Frage nicht zu drücken und mit der Formel der „versöhnten Verschiedenheit“ bereits das Ende der Operation zu erklären, ohne dass die von Papst Franziskus aufgeworfene Frage, wie es zu einer Wiederherstellung der Mahlgemeinschaft kommen könne, bereits theologisch beantwortet worden sei.

Form nicht Vorrang vor dem Inhalt geben

Nicht gelten lassen will er das immer wieder angeführte unterschiedliche Amts- und Kirchenverständnis als tatsächlichen Glaubensunterschied, der alleinig die Teilung rechtfertigen könne. Er zitierte hierzu den vormaligen Konzilstheologen Joseph Ratzinger, welcher bereits vor fünfzig Jahren darauf hingewiesen hatte, dass Kirchenstrukturen heutzutage zu einem Haupthindernis auf dem Weg des Menschen zum Glauben geworden seien.

Ergo dürfe der Form nicht Vorrang vor dem Inhalt gegeben werden, so Lammert, der abschließend feststellte, das sich das Reformationsjubiläum bereits dann gelohnt habe, wenn der weiteren Verdrängung des Religiösen aus der Öffentlichkeit hierdurch Einhalt geboten worden sei.

(rv 01.11.2017 ap)








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