2017-10-03 12:54:00

D: „Die Demokratie läuft nicht von selbst“


Anlässlich des Tages der Deutschen Einheit rufen die Vertreter der beiden großen Kirchen in Deutschland zum gesellschaftlichen Engagement auf und warnen vor Nationalismus.

Demokratie braucht ständigen Einsatz

„Die Demokratie läuft nicht von selbst“, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Münchner Kardinal Reinhard Marx, bei einem Gottesdienst in der Münchner Dreifaltigkeitskirche. Gerade nach der letzten Bundestagswahl werde klar, dass die große Erfahrung der deutschen Einheit nicht bedeute, dass sich alle Probleme von selbst lösten. Ein demokratisches offenes Gemeinwesen brauche ständigen Einsatz.

Marx erinnerte daran, dass die Trennung von Ost und West und die Mauer bereits zu einer Selbstverständlichkeit geworden waren. „Als junger Mensch hätte ich mir nie vorstellen können, den Tag der Einheit zu erleben. Es gab keine Anzeichen, dass zu unseren Lebzeiten der Kommunismus verschwinden würde.“ Das habe ihn gelehrt, mit den Überraschungen der Geschichte - und mit den Überraschungen Gottes - zu rechnen. „Vieles ist möglich, wenn Menschen da sind, die mutig sind und eine Hoffnung haben“, so der Kardinal.

„Nationalismus im christlichen Mäntelchen widersprechen“

Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, warnte vor einem wachsenden Nationalismus. „Nationalismus ist eine Erscheinungsform von Sünde“, sagte der bayerische Landesbischof am Montagabend in Ingolstadt bei einem Festakt zum Tag der Deutschen Einheit und dem Jubiläumsjahr der Reformation. Wenn ein Volk nur noch sich selber sehe und nicht mehr die anderen, dann sei das ein Zeichen von Sünde, so wie der Reformator Martin Luther sie verstanden habe.

Nationalismus vergifte das Klima zwischen Menschen, betonte Bedford-Strohm. Wo er mit dem christlichen Mäntelchen umgeben werde, sei klarer Widerspruch angesagt. „Denn er tritt all das mit Füßen was die christliche Tradition ausmacht.“ Von seiner Kritik nahm der Landesbischof aber einen gesunden Patriotismus aus. Zur Freiheit gehöre Nächstenliebe, ohne Nächstenliebe sei Freiheit nicht denkbar. Deshalb engagierten sich auch viele Christen für Kranke, Menschen in Not und für Flüchtlinge, erinnerte der Landesbischof.

(kna 03.10.2017 pr)








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