2017-10-01 13:54:00

Papst in Bologna: Mensch muss im Zentrum von Arbeit stehen


Mit Blick auf Arbeitslosigkeit und Deformationen in der Arbeitswelt hat Papst Franziskus das Modell der Kooperativen und der genossenschaftlichen Produktion gewürdigt. Vor Vertretern der Arbeitswelt in Bologna charakterisierte der Papst diese Form des Wirtschaftens an diesem Sonntagmittag als Garantie gegen sozialen Ausschluss und für mehr gesellschaftliche Gerechtigkeit. Er rief in diesem Zusammenhang zur Schaffung neuer Arbeitsplätze und zum verstärkten Einsatz gegen die hohe Jugendarbeitslosigkeit auf.

Arbeitsnehmer, Arbeitslose sowie Vertreter von Gewerkschaften, Unternehmer- und Genossenschaftsverbände hörten dem Papst um die Mittagszeit auf der zentralen Piazza Maggiore in der Altstadt zu. Der Papst ermutigte sie, im gesellschaftlichen Ringen um Arbeit und menschenwürdige Beschäftigung stets den Dialog zu suchen. „Nur der Dialog der verschiedenen Kompetenzen erlaubt es, für alle effiziente und innovative Antworten zu finden, auch hinsichtlich der Qualität der Arbeit und des unentbehrlichen Welfare.“ Gemeinsam sollten Arbeitgeber, Gewerkschaftler und Arbeitnehmer hier Wege suchen, so Franziskus.

In Bologna und Umland habe man in der Vergangenheit positive Erfahrungen mit kooperativem Wirtschaften gemacht, hielt er fest. Solidarität sei die Grundlage dieses Ansatzes, lobte der Papst, sie dürfe angesichts von Umsatz- und Leistungskriterien nicht in den Hintergrund gedrängt werden: „Ordnen wir nie die Solidarität der Logik des finanziellen Profits unter! Auf diese Weise rauben wir sie jenen Schwächsten, die sie doch so sehr brauchen. Eine gerechtere Gesellschaft zu suchen ist kein Traum der Vergangenheit, sondern eine Verpflichtung, eine Arbeit, an der heute alle mitwirken müssen.“

Besorgt zeigte sich der Papst über die hohe Jugendarbeitslosigkeit und die Lage vieler Menschen in Italien, die nach Verlust des Arbeitsplatzes keine neue Beschäftigung finden. „An diese Dinge dürfen wir uns nicht gewöhnen“, so Franziskus, „hier geht es nicht allein um Statistik“. Der Papst, der am Morgen in Bologna ein Flüchtlingszentrum besucht hatte, erinnerte daran, dass Integration im Wesentlichen über Arbeit gelingen kann: „Man bietet den Armen keine wahre Hilfe ohne dass sie Arbeit und Würde finden können.“

Dass Arbeitslose, Menschen am Rande und Bedürftige durchaus wieder an der gesellschaftlichen  Produktion erfolgreich beteiligt werden können, habe der jüngste „Pakt für die Arbeit“ gezeigt, den verschiedene gesellschaftliche Gruppen, darunter auch die Kirche, geschlossen hatten, fuhr Franziskus fort.

Die Frage der Arbeit sei ein Grundproblem europäischer und globaler Reichweite, das eng mit einer Krise der Werte verknüpft sei. Der Papst rief in Bologna erneut zu einer ethischen Orientierung der Wirtschaft und Arbeitswelt auf, Arbeit, Wirtschaft und Finanzwesen sollten im Dienste des Menschen stehen, nicht umgekehrt: „Es ist notwendig, den Menschen und das Gemeinwohl in den Mittelpunkt zu stellen und an die Stelle des Gesetzes des Profits zu setzen.“ Hierfür sei auch die Schaffung neuer Arbeitsplätze notwendig, so Franziskus: „Man muss die Möglichkeiten würdiger Arbeit erhöhen. Dies ist eine Aufgabe der ganzen Gesellschaft.“

Kirche, staatliche Stellen, Bildungswesen und Zivilgesellschaft müssten hier am selben Strang ziehen, schärfte der Papst seinen Zuhörern in Bologna ein: „Wenn sie zusammenarbeiten und im Dialog stehen, wird ihr Humanismus gestärkt und die Stadt atmet, sie hat einen Horizont und keine Angst davor, Herausforderungen anzugehen.“

Im Anschluss sprach Franziskus vor der Kathedrale das Mittagsgebet. Danach würdigte er den Salesianerpater Titus Zeman, der am Vortag in Bratislava selig gesprochen worden war.

(rv 01.10.2017 pr)








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