2017-09-19 10:58:00

Bischöfe von Myanmar: Rohingya sind nicht einziges Problem


Der Sprecher der Bischofskonferenz von Myanmar kritisiert, dass sich die internationale Aufmerksamkeit so stark auf die Rohingya fokussiert. „Die Medien der Welt konzentrieren sich im Moment nur auf die Grenze zu Bangladesh“, sagte Pater Mariano Soe Naing an diesem Dienstag im Gespräch mit Radio Vatikan. „Auch der Heilige Vater macht da keine Ausnahme – aber ich will ihm keine Vorwürfe machen, er hängt von den Informationen ab, die er bekommt. Kardinal Charles Bo weist ausdrücklich auf alle hin, die in Myanmar leiden; wir beschränken unser Blickfeld nicht auf den Konflikt der Muslime im Bundesstaat Rakhine, sondern denken auch an die vielen Binnenflüchtlinge, die wir zum Beispiel im Norden von Myanmar haben.“

Myanmar sei „eine multi-ethnische Nation“ aus acht „Haupt-Ethnien“ und daneben 135 „ethnischen Gruppen“, erklärt Pater Mariano; seit der Unabhängigkeit gebe es durchgängig „eine Art Bürgerkrieg“, bei dem die Armee verschiedenen ethnischen Milizen gegenüberstehe. Viele Binnenflüchtlinge oder –vertriebene lebten in verschiedenen Teilen des Landes in Camps.

„Wenn ich Ihnen sagen soll, was ich denke und was viele im Land denken – man redet von den Muslimen im Bundesstaat Rakhine immer als von einer Minderheit. In drei Townships stellen sie aber neunzig Prozent der Bevölkerung, und als es Ende August dort zu einem Konflikt kam, wurden viele Buddhisten und Hindus getötet, auch Polizisten. Und noch etwas wundert mich: 2015 hat die UNO die Zahl der Muslime dort mit 150.000 angegeben. Und jetzt sollen auf einmal 400.000 Muslime nach Bangladesch geflohen sein… Das ist auch etwas, das wir in Frage stellen.“

Die Caritas in Myanmar sei in allen Teilen des Landes „gut organisiert“ und helfe allen Bedürftigen, versichert der Sprecher der Bischofskonferenz. Er glaube ja auch, dass die Behörden wirklich „ihr Bestes“ gäben, um sich „auch um diese Menschen zu kümmern“. Aung habe doch ausdrücklich das Internationale Rote Kreuz in den Bundesstaat Rakhine eingeladen. Aber jetzt frage sich „das ganze Land“ angesichts der Flüchtlingwelle nach Bangladesch: „Wo kommen diese Leute her? Sind die wirklich in Myanmar geboren? Oder sind die nur irgendwann mal über die Grenze gekommen, um eine Weile in Myanmar zu leben? Es ist wirklich kompliziert mit dem Bundesstaat Rakhine – viele Informationen, die umgehen, sind einfach falsch, und eine ganze Reihe auch von religiösen und politischen Gesichtspunkten werden in dem Konflikt berührt. Es ist für mich wirklich schwer, zu durchschauen, worin das wirkliche Problem besteht.“

(rv 19.09.2017 cs)








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