2017-09-14 13:26:00

El Salvador: Kardinal warnt vor ausufernder Gewalt


Mit eindringlichen Worten hat El Salvadors Kardinal Gregorio Rosa Chavez auf die eskalierende Gewalt in seiner Heimat hingewiesen. „Das Land ist verzweifelt“, sagte er im Interview der deutschen Katholischen Nachrichten-Agentur KNA am Rande des Sant'Egidio-Weltfriedenstreffens in Münster in dieser Woche. Grund sei die „grausame Gewalt“ krimineller Mara-Jugendbanden, der Tag für Tag Menschen zum Opfer fielen.

„Viele Salvadorianer wissen morgens beim Verlassen des Hauses nicht, ob sie wieder zurückkehren“, so der Kardinal, der seit 1982 Weihbischof in San Salvador ist und als einflussreicher Friedensbotschafter gilt. Entführungen und Schutzgelderpressungen gehörten zum Alltag. In den vergangenen Monaten sei der Konflikt weiter eskaliert, weil die Gangs sich nicht nur untereinander bekämpften, sondern zunehmend Polizisten tötEten. Der Staat reagiere ebenfalls mit immer mehr Gewalt, beklagte der 75-jährige Kardinal.

Unter dem Begriff „Mara“ wird eine Vielzahl von Banden zusammengefasst, die in Nord- und Mittelamerika agieren. El Salvador gilt als Ursprungsland der Bewegung. Dort gibt es laut Schätzungen von Menschenrechtsorganisationen bis zu 100.000 Mitglieder dieser gewaltbereiten Gangs, die mit Drogenhandel, Schutzgelderpressung oder Prostitution Einnahmen generieren. El Salvador zählt zu den gefährlichsten Ländern der Welt. Allein von Januar bis Juli zählten die Behörden 2.092 Tötungsdelikte.

 

Auch 25 Jahre nach dem Ende des blutigen Bürgerkriegs in El Salvador gebe es in seiner Heimat „viel Unsicherheit, Armut, Arbeitslosigkeit“, sagte Rosa Chavez. „Meine Heimat ist ein Land, das zwar Frieden hat, aber nicht in Frieden lebt.“

In diesem Zusammenhang äußerte sich der Kardinal in dem KNA-Interview beeindruckt von der jüngsten Kolumbienreise von Papst Franziskus. „Der Papst hat aus dem Thema Kolumbien eine globale Frage entwickelt: Wie überwindet man einen Krieg so, dass es echten Frieden für die Menschen gibt?“, sagte er. Franziskus setze dabei wie Johannes Paul II. auf die „Reinigung des Gedächtnisses“, ein Konzept, das auf Wahrheit, Gerechtigkeit, Verzeihen und Barmherzigkeit beruhe.

Die globale Vision des Papstes sehe vor, den Kreislauf von Hass, Gewalt und Vergeltung zu durchbrechen – „aber eben nicht einfach durch Vergessen, sondern indem man die Vergangenheit mit der Einstellung Jesu Christi betrachtet“, betonte der Kardinal. „Dann kann Vergebung Wunden heilen.“

 

(kna 14.09.2017 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.