2017-09-06 09:51:00

Österreich: Schulen sollen auf Erfahrungsvermittlung setzen


Spätestens in diesen Tagen beginnt im deutschen Sprachraum wieder der Schulalltag für Kinder und Jugendliche. Schüler lernen leichter, wenn sie im Schulalltag vielfältige Erfahrungen abseits des Regelunterrichts in der Klasse machen: Dieses Prinzip ihres Wirkens haben Vertreter der österreichischen Ordensschulen am Dienstag in einem Pressegespräch in Wien dargelegt. Erfahrungslernen gehe über bloßes Ausbildungswissen hinaus, berühre den Menschen ganzheitlich und mache das Lernen nachhaltig. In der Schuldiskussion und in Bewertungsschemas wie etwa der PISA-Studie würden solche Faktoren kaum berücksichtigt. Der Versuch der Orden, hier andere Wege aufzuzeigen, trage zur großen Nachfrage seitens der Eltern bei, so der Tenor der Ordensvertreter.

„Erfahrungen und Emotionen prägen den Alltag und verankern Gelerntes im Gedächtnis“, hob Doris Neuhofer, Direktorin der Neuen Mittelschule der Franziskanerinnen Wels, hervor. In ihrer Schule lade man regelmäßig Großeltern und andere Zeitzeugen in den Unterricht oder veranstalte Exkursionen, Sozialeinsätze, ökologische Initiativen sowie Projekte wie „Zeit schenken“, bei denen die Schüler einen Tag lang bei Spielen oder Ausflügen intensiv in Gemeinschaft verbringen.

Ordensschulen versuchen, alle Facetten des jungen Menschen anzusprechen und vielseitige Begabungen zu fördern, berichtete Sr. Andrea Eberhart, Obfrau des Schulvereins der Grazer Ursulinen. Ihre Ordensschule setze auf vier „Erfahrungsfelder“: Ein Musik-Schwerpunkt mit mehreren Chören für Schüler, Ehemalige und Mitarbeiter und eine Schulband gehört dazu. Speziell gefördert wird auch das Theater, zudem gibt es Sportbereiche mit in den Schulalltag integrierten täglichen Bewegungseinheiten. Groß geschrieben werden schließlich Sozialprojekte, mit Partnern in Afrika, Asien und Lateinamerika sowie mit „Compassion“-Einsätzen in Altenheimen, Caritas- oder Behinderteneinrichtungen sowie Asylzentren für alle Sechstklässler.

Charakteristisch für die kirchlichen Schulen ist nach den Worten des Bildungs-Bereichsleiters der Orden Rudolf Luftensteiner auch, dass sie die Bildung - die Frage nach dem „Wofür?“ – als ihr vorrangiges Ziel sehen, nicht bloß die Ausbildung, die der Schulexperte als die zweckorientierte Frage nach dem „Wie?“ beschrieb. Dafür seien letztlich auch die Arbeitgeber dankbar, „wenn die Jugendlichen danach einen eigenen Stand im Leben haben und sozial gefestigt sind“, ergänzte Doris Neuhofer. Beide Lernformen seien gleichermaßen wichtig und ergänzten einander.

Wie Luftensteiner weiter berichtete, beschäftigt sich derzeit eine Arbeitsgruppe der Orden mit dem Entwurf alternativer Bewertungsparameter zur PISA-Studie. „Erfahrungslernen hat dort keinen Platz“, so der Schulexperte.

(kap 06.09.2017 mg)








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