Erst waren es nur die direkten Schüler des Theologen Joseph Ratzinger, die sich jährlich trafen um zu diskutieren und ihre Theologie zu vertiefen. 2008 kam dann – auf Anregung des schon Papst gewordenen Theologen – neue Theologinnen und Theologen dazu, die selber nicht bei ihm studiert hatten, aber sich mit Ratzinger-Themen beschäftigten, der ‚Neue Schülerkreis’. An diesem Wochenende versammeln sich beide – Schülerkreis und Neuer Schülerkreis – wieder in Rom.
Der Neue Schülerkreis hat anlässlich seines Treffens einen Schritt auf Zukunft hin gemacht, der Kreis ist nun ein offizieller Verein, er hat sich eine Struktur gegeben. Theologische Vereine gibt es einige, die meisten organisieren theologische Tagungen und Debatten.
Gemeinschaft, die ein gemeinsames Ziel verfolgt
„Der Unterschied zu einem Symposion oder zu Tagungen ist, dass der Schülerkreis zunächst einmal eine Gemeinschaft von Personen ist, die ein gleiches Ziel verfolgen, nämlich die Förderung, die Verbreitung, die Durchdringung der Theologie von Joseph Ratzinger.“ Christoph Ohly doziert in Trier Kirchenrecht und ist seid dem Anfang des Neuen Schülerkreises 2008 dabei, jetzt ist er der erste Vorsitzende des neuen Vereins. Aus den Begegnungen und Debatten seien tiefe Verbindungen und Freundschaften gewachsen, außerdem habe Benedikt XVI. selber angeregt, neue Mitglieder in diesen Neuen Schülerkreis aufzunehmen. „Im vergangenen Jahr ist es der emeritierte Papst selber gewesen, der die Anregung gab, das Ganze doch auf Zukunft hin zu formieren.“ Und genau das sei nun geschehen.
Eine Gruppe von Menschen, die dasselbe Ziel vereint, nämlich die Verbreitung und Vertiefung der Theologie von Joseph Ratzinger. Da kommt natürlich die Frage auf, ob das die Teilnehmer theologisch nicht zu sehr festlegt, auf einen Denker. „Das ist eine heikle Frage“, gibt Michaela Hastetter zu, sie ist Pastoraltheologin und doziert unter anderem am Internationalen Theologischen Institut in Trunau und an der Universität Freiburg.
Eine Theologie, die in die Weite führt
„Man wird festgelegt, legt sich aber nicht in dem Sinne selber fest, weil die Theologie Joseph Ratzingers so breit und so weit ist. Sie geht über jedes Schließen eines Systems hinweg, er wollte selber ja auch nie ein System schließen, er wollte nie eine geschlossene Theologie haben, sondern immer Anstöße geben. Seine Theologie hat mich in die Weite geführt.“ Deswegen sei es schade, in Schubladen gesteckt zu werden, wo man vielleicht gar nicht hinein gehört, sagt Hastetter.
Kirchenrecht, Liturgiewissenschaft, Dogmatik, ganz verschiedene Disziplinen kommen ins Gespräch, das alleine garantiere schon, dass die Perspektiven sehr verschieden seien, jedes Mitglied des Schülerkreises habe seine eigene große Freiheit.
Dabei wird nicht einfach nur das wiederholt, das Joseph Ratzinger vorgedacht habe, darauf besteht Rainer Hangler, der 2013 über ein Ratzinger-Thema promoviert wurde. „Der emeritierte Papst inspiriert uns, Dinge zu hinterfragen, die nicht im ersten Moment offensichtlich und klar sind. In unserem Kreis können wir sehr fruchtbar darüber diskutieren,“ da gehöre auch kritische Auseinandersetzung dazu.
Neue Mitglieder
Mit der Vereinsgründung blickt der Neue Schülerkreis in die Zukunft, der Kreis ist nicht geschlossen sondern offen für neue Mitglieder. „Jeder schaut in seiner Arbeit egal wo er oder sie steht nach möglichen Kandidaten“, sagt der Vorsitzende Christoph Ohly. „Man merkt das ja auch im Umgang mit Studierenden, da ist jemand, der ein besonderes Gespür hat für Augustinus oder Thomas von Aquin, und da gibt es eben auch welche, die sagen, dass die Texte von Joseph Ratzinger ihnen viel gegeben haben.“ Solche Theologinnen und Theologen würden dann angesprochen und gefragt, ob sie sich nicht in die wissenschaftliche Diskussion des Schülerkreises hineinbegeben wollten. Andererseits ginge auch immer Mal wieder die Initiative von den anderen aus, die anfragen und teilnehmen wollten. „Heute sind wir etwa 35, die den Neuen Schülerkreis ausmachen. Aber wir wollen durch die Vereinsgründung und den Blick in die Zukunft weiter Ausschau halten, dass das Anliegen weiter getragen wird. Denn auch wir werden ja irgendwann älter nicht wahr?“
(rv 02.09.2017 ord)
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