2017-09-02 12:27:00

D: Religionsfreie Welt wäre keine bessere Welt


Der frühere UN-Sonderberichterstatter für Religionsfreiheit, Heiner Bielefeldt, hält es nach eigenem Bekunden für eine „riesengroße Illusion“, dass eine Welt ohne Religionen eine bessere wäre. Religionen machten „menschliches Leben interessant, manchmal auch kompliziert“, sagte der Erlanger Professor für Menschenrechte im Interview der Diözesanwochenzeitung von Münster, „Kirche+Leben“ in der Ausgabe vom 3. September. Wer auf eine religionsfreie Welt abziele, werde den Menschen nicht gerecht, so der Experte im Vorfeld des Weltfriedenstreffens in Münster.

Die Ursache für viele der derzeitigen Konflikte in der Welt seien zwar auch religiöser Natur, „aber nie nur religiöser Natur“, so Bielefeldt. „Im Nahen Osten ist es offenkundig, dass dort Religion eine sehr große Rolle spielt. Aber zu meinen, man könne den Konflikt nach religiösen oder konfessionellen Ursachen beschreiben, führt in die Irre.“ Schon der Dreißigjährige Krieg sei nie ein reiner Religionskrieg gewesen.

Um die Konflikte zu lösen, müsse man sich die vielschichtigen Ursachen klar machen, sagte Bielefeldt. Der Nordirland-Konflikt lasse sich nicht auf die Zentralafrikanische Republik übertragen. Wenn es um Gewalt an Lesben und Schwulen in Uganda oder Malaysia gehe, dann sei das wiederum etwas anderes als der Terror des sogenannten Islamischen Staats (IS).

Auch interreligiöse Gespräche trügen zum Frieden bei, so Bielefeldt mit Blick auf das Weltfriedenstreffen in Münster und Osnabrück vom 10. bis 12. September. Allerdings müssten Religionsführer sich Zeit nehmen. Zum 31. Weltfriedenstreffen der katholischen Gemeinschaft Sant'Egidio werden mehrere tausend Teilnehmer in Münster und Osnabrück erwartet. Hinzu kommen Hunderte Vertreter von Kirchen und Religionen aus aller Welt.

Bundeskanzlerin Angela Merkel will auf der Eröffnungsveranstaltung in Münster sprechen, auch EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani hat sein Kommen zugesagt. Gastgeber auf kirchlicher Seite sind die Bischöfe von Münster und Osnabrück, Felix Genn und Franz-Josef Bode. Aus dem Vatikan kommen laut Organisatoren Kurienkardinal Peter Turkson sowie der Ökumene-Beauftragte, Kardinal Kurt Koch, und dessen Amtsvorgänger, Kardinal Walter Kasper. Daneben werden zahlreiche katholische, orthodoxe und evangelische Bischöfe aus Deutschland und der Welt erwartet, der Groß-Imam der Kairoer Al-Azhar-Universität, Ahmed al-Tayyeb, und der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Sant'Egidio veranstaltet die Weltfriedenstreffen jährlich an wechselnden Orten.

(kna 02.09.2017 mg)








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