2017-08-31 11:33:00

Irland/Vatikan: Umgang mit „Priesterkindern“ regeln


Niemand weiß genau, wie viele es von ihnen gibt: Kinder, deren Väter römisch-katholische Priester sind. „Priesterkinder“ werden sie genannt. Einer von ihnen bittet den Vatikan um Richtlinien für den Umgang der Betroffenen. Er heißt Vincent Doyle, ist ein Ire und hat die Website „Coping International“ gegründet. Seine Idee: der Heilige Stuhl soll doch jene Prinzipien übernehmen, die die irische Bischofskonferenz im Mai veröffentlicht hat.

In den Richtlinien der irischen Bischofskonferenz heißt es unter anderem: „Bei ihrer Weihe versprechen Priester, zölibatär und ganz im Dienste Christi und der Seelsorge zu leben. Wenn ein Priester aber, entgegen dieser Verpflichtung, ein Kind zeugt, muss das Wohl dieses Kindes im Vordergrund stehen.“ Die irischen Bischöfe fordern, ein Priester, der Vater geworden ist, dürfe nicht davonlaufen vor seiner „persönlichen, moralischen, legalen und finanziellen Verantwortung“. Für das Wohl des Kindes solle es Gespräche mit der Mutter und den Kirchenoberen geben, die den betroffenen Priester in diesem Fall leiten und beraten sollten. Im Vordergrund müsse stehen, dass Kind und Mutter nicht isoliert oder ausgeschlossen werden.

Die Initiative „Coping International“ entstand 2014. Auf seiner Website will seither Doyle „die Stigmatisierung der Kinder katholischer Priester beenden“. Dies geschieht mit Unterstützung der Kirchenoberen: Finanziert wird seine Website von Dublins Erzbischof Diarmuid Martin; sogar ein Brief aus dem Vatikan im Namen von Papst Franziskus versicherte Doyle 2014 das Gebet und „die Wertschätzung des Heiligen Vaters für das Anliegen und den wohltätigen Impuls, der Ihren Initiativen zugrundeliegt“.

Mit Widerstand gerechnet, aber…

Doyle zeigt sich dankbar für die Unterstützung: „Ich hatte mit Widerstand gerechnet, aber da lag ich falsch“, sagte er in einem aktuellen Interview mit Boston Globe. „Die Kirche war sehr entgegenkommend und hat seit 2014 auf vielen Ebenen mit mir zusammen gearbeitet.“ 13.500 Menschen in 175 Ländern hätten die Website bereits aufgerufen.

Auf Doyles Internetseite kommen auch andere Betroffene zu Wort: „Ich gab mir selbst die Schuld: Ich war sein Fehler.“ So beschreibt Chiara auf der Website ihr Schicksal als Tochter eines katholischen Priesters. Dass sie sich mit ihrem Vater nie in der Öffentlichkeit zeigen und ihre Identität verstecken musste, führte dazu, dass Chiara als Jugendliche unter psychischen Problemen litt.

Schwere Schuldgefühle

Die Kinderpsychologin Helen Keeley schreibt auf der Website von „Coping International“, dass die Geheimhaltung der familiären Zusammenhänge bei „Priesterkindern“ zu schweren Schuldgefühlen und Bindungsproblemen führen könnte. Auch das Komitee für Kinderrechte der Vereinten Nationen forderte den Heiligen Stuhl auf, „die Zahl der Kinder katholischer Priester zu erfassen, herauszufinden, wer sie sind und alle nötigen Maßnahmen zu unternehmen, um das Recht dieser Kinder sicherzustellen, ihre Väter zu kennen und von ihnen versorgt werden.“

(diverse 31.08.2017 jm)








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