2017-08-16 10:30:00

US-Katholiken: „Wir erheben unsere Stimme gegen Rassismus"


Erst wollte US-Präsident Donald Trump die Gewalt durch Rassisten in Charlottesville nicht verurteilen, zwei Tage später schob er eine Verurteilung nach, um sie dann einen Tag später wieder zu relativieren, Gewalt habe es auf vielen Seiten gegeben und nicht alle in Charlottesville seien Neo-Nazis oder dergleichen gewesen: Der US-Präsident drückt sich um eine klare Verurteilung menschenverachtender Gewalt in seinem Land.

Fast alle anderen Institutionen, Gruppen und Gemeinschaften sehen das anders, ob es Vertreter beider Parteien sind, Bürgerrechtler oder die katholische Kirche. Deren klares Statement kam schon am Samstag, direkt nachdem die Vorgänge in Charlottesville, bei der eine Frau durch ein Auto absichtlich getötet wurde und viele verletzt wurden, und es kam aus dem Mund des höchsten Vertreters der Kirche, des Vorsitzenden der Bischofskonferenz des Landes, Kardinal Daniel DiNardo. „Die Bischöfe stehen an der Seite aller, die von böser Ideologie unterdrückt werden“, hatte es in der Erklärung geheißen.

An der Seite derer, die von Ideologie unterdrückt sind

Gegenüber Radio Vatikan fügt DiNardo hinzu, dass man sich gemeinsam mit Vertretern anderer Religionen und Gemeinschaften in der Einschätzung einig sei: „Rassismus, ‚White Supermacy’ [Überlegenheit der Weißen über andere Hautfarben], Neo-Nazismus und andere Übel haben ihre Stimme erhoben und beklagenswerte Gewalt begangen. Wir erheben unsere Stimme gegen sie.“ Die Katholiken im Land beten für die Opfer der Gewalt, aber der Aufruf der US-Bischöfe geht weiter: „Wir rufen Katholiken und alle Menschen guten Willens dazu auf, für Heilung der Risse der Gesellschaft zu beten und dann aber auch dafür zu arbeiten, für Einheit und Frieden in Zeiten der Spannung.“

Spannungen und Auseinandersetzungen in den USA hat es immer schon gegeben, der Ku-Klux-Klan ist alt, ebenso andere in Charlottesville auftretende rassistische Vereinigungen. Deswegen habe er als Vorsitzender der Bischofskonferenz bereits im vergangenen Jahr eine Task-Force gegründet, um die Bemühungen für Verständigung über die Kirche hinaus zu stärken, berichtet der Erzbischof von Galveston-Houston. Damit wollte man auf frühere rassistische Vorfälle und Schießereien reagieren. „Was jetzt wie wir meinen neu an der Gewalt ist, ist dass was bisher nur Stimmen und Worte waren, jetzt zum Handeln wird, zu Gewalt vor allem gegen Afro-Amerikaner. Und wir haben in den jüngsten Vorfällen auch immer häufiger antisemitische Äußerungen gehört.“

Antisemitische Äußerungen

Man müsse damit beginnen, auf sich selber zu schauen, auf die Versuchung des Denkens in Stereotypen oder der Rechtfertigung von Handlungen, die vielleicht Schaden bei anderen verursachen, so DiNardo. Der Frieden und die Versöhnung beginne bei jedem einzelnen. Dann müssten aber auch die Gemeinden ihre Stimme erheben. „Wo eine kleine Hassgruppen kontinuierlich der – wie ich denke - Mehrheit begegnet, die gegen diesen Rassismus und Nationalismus ist, dann hat das Wirkung. Teil des Problems von Bösem in der Gesellschaft ist, dass die Guten ihre Stimme nicht erheben.“ Bei einigen seien es vielleicht Gebete und Liturgie, bei anderen eher konkretes Handeln, aber jeder könne etwas dagegen tun, so Kardinal DiNardo.

Schmutzfleck auf den USA

„Es ist unglücklich, dass die Geschichte des Rassismus immer schon ein Schmutzfleck auf unserem Land war, seit seinen Anfängen“, blickt der Kardinal abschließend zurück; Bürgerkrieg, Ausschluss auch von irischen und italienischen Katholiken aus dem Sozialleben, Segregation, all das ist Teil der Geschichte des Landes. „Es gibt Zeiten, wo wir besser waren, in den vergangenen vierzig Jahren etwa sind viele gute Dinge entstanden. An den Dingen, die aber jetzt in Charlottesville passiert sind, wird sichtbar, dass es noch viel zu tun gibt. Wir werden daran erinnert, dass es eine bleibende Aufgabe ist.“

(rv 16.08.2017 ord)








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