2017-08-07 14:20:00

Schweiz: „Religiöse Schriften nicht wörtlich auslegen“


Religiöse Schriften wörtlich zu deuten, „kann im Fundamentalismus enden“. Das sagte der Vorsitzende der Schweizer Bischofskonferenz, Charles Morerod, im Gespräch mit der „Neuen Zürcher Zeitung“. Er verglich den heutigen Bezug der Muslime zum Koran mit dem der Christen zur Bibel vor dem Zweiten Vatikanischen Konzil. Bis dahin sei auch im Christentum die Bibel oft wörtlich ausgelegt worden, beispielsweise die Schöpfungsgeschichte nach der Kurzformel „sieben Tage, fertig“. Man müsse aber verstehen: „Gott, als Autor seines Wortes, hat Menschen gewählt, die dieses in ihrer Kultur und in ihrem Stil niedergeschrieben haben.“ Das Wort sei deshalb im historischen Kontext zu deuten.

Morerod erkennt an, dass dies für Muslime schwieriger ist, da ihnen der Koran nicht als Überlieferung, sondern als direktes Wort Gottes gilt. Zudem würden viele Muslime den neuen Korantexten mehr Bedeutung zumessen als den älteren, obwohl diese „friedvoller sind“. „Der Staat kann ein Interesse daran haben, die Beziehungen zum Islam zu regeln“, meint Morerod. Nur wenn Muslime respektiert würden, könne man von ihnen „die Anerkennung unserer Werte“ erwarten. Daher spreche er sich im Rahmen der Religionsfreiheit nicht für ein generelles Burkaverbot aus, betont aber zugleich das Zeigen des Gesichts als wichtigen Wert für menschliche Beziehungen.

(kap 07.08.2017 jm)








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