2017-07-18 11:48:00

Kongo: Zwei Priester entführt


Die Gewalt im Osten der Demokratischen Republik Kongo dauert an. Besonders prekär ist die Lage in Nord Kivu. Am Sonntagabend haben nach Zeugenaussagen junge Krieger zwei Priester entführt. Es handelt sich um den Pfarrer und seinen Vize in Bunyuka. Das ist eine von zwölf Pfarreien im Bistum Butembo in Nord Kivu. Die Region grenzt an Uganda und Ruanda. Bei den beiden Priestern handelt es sich um Charlee Borromee Kipasa und Jean-Pierre Akilimali. Wer genau hinter der Entführung steht, ist derzeit nicht bekannt. In der Region Nord Kivu bekämpfen sich die Guerilla-Gruppe Mai Mai und die kongolesische Armee. Die Situation sei sehr kompliziert, erläutert im Gespräch mit Radio Vatikan Pater Loris Cattani. Der Xaverianer-Missionar lebt seit längerer Zeit im Kongo.

„Sehr wahrscheinlich handelt es sich sogar um einen kriminellen Akt, bei dem es nur darum geht, Geld für die Entführten zu verlangen“, glaubt der Missionar. Für Geistliche und Ordensleute ist Nord Kivu ein gefährliches Pflaster, immer wieder kommt es zu Entführungen.

„Ich würde aber nicht nur die Geistlichen als Risikogruppe nennen. Jeder ist gefährdet. Entführungen sind hier an der Tagesordnung, denn wir dürfen nicht vergessen: diese Region ist reich an Rohstoffen. Jede Gruppe versucht also, einen Teil des Territoriums unter ihrer Kontrolle zu bringen. Die Politiker wiederum benützen diese bewaffneten Gruppen, um ihren Einfluss auf die Bevölkerung zu sichern. Auch kommt es zu Kämpfen zwischen diesen Gruppen und der staatlichen Armee.“

Das Fazit: Die Menschen leben in Angst und Schrecken, viele flüchten und das bebaubare Land bleibt brach liegen. Dies hat zu einer wirtschaftlichen Krise und einer Flüchtlingswelle ohnegleichen geführt. Vertrauen in die Regierung oder in die Armee haben die wenigsten, dafür genieße die katholische Kirche in der Region großes Ansehen, so Pater Cattani.

„Die Kirche ist jene Institution, die am meisten in der Gesellschaft verwurzelt ist. Deshalb wird diese Entführung der beiden Priester in der Bevölkerung nicht nur wahrgenommen, sondern auch bedauert. Viele fühlen sich dadurch geschwächt, weil jetzt zwei Vertreter der Kirche fehlen. Einen Priester anzugreifen wird hier als Angriff auf die Bevölkerung wahrgenommen.“

Die Perspektive scheint alles andere als rosig zu sein: da die Wahlen auf 2018 verschoben wurden, glaubt der italienische Missionar, dass sich in den kommenden Wochen und Monaten die Situation noch verschlechtern werde.

(rv 18.07.2017 mg)








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