2017-07-17 13:41:00

Österreich: Pfarr-Reform verzögert sich offenbar


Das Vorhaben der Erzdiözese Wien, 80 Prozent ihrer zuvor 660 Pfarren bis 2022 zu größeren Einheiten zusammenzuführen, verzögert sich offenbar. Intern stehe fest, dass sich der ursprüngliche Zeitplan zur Reform der Pfarrstrukturen nicht mehr halten lasse, berichtet „Die Presse“ vom Sonntag. „Das ist ein sehr ehrgeiziger Plan. Bei gleichbleibendem Tempo schaffen wir das nicht bis 2022“, sagte Diözesansprecher Michael Prüller auf Anfrage der Zeitung. 40 Prozent der bestehenden Pfarrgemeinden haben aber bereits verbindliche Formen der Zusammenarbeit festgelegt.

Ziel der seit mehreren Jahren laufenden Strukturreform in der mit rund 1,2 Millionen Katholiken größten Diözese Österreichs ist die Bildung größerer Pfarr-Einheiten, der sogenannte „Pfarren Neu“. Durch die in den betroffenen Pfarreien geplanten Leitungsteams mit drei bis fünf Priestern und ehrenamtlich engagierten Laien soll das Personal leichter entsprechend der vorhandenen Fähigkeiten eingesetzt werden können. Die bisherigen Pfarrgemeinden bleiben als Teilgemeinden der „Pfarren Neu“ in der Regel erhalten, können auch von Laien geleitet werden und sich seelsorglich spezialisieren.

Seit Herbst 2016 sind alle 660 Pfarren der Erzdiözese in 140 aus mehreren Gemeinden bestehende Entwicklungsräume eingeteilt. In den Entwicklungsräumen sollen die Gemeinden in den kommenden Jahren zu „Pfarren Neu“ zusammenwachsen. Umgesetzt ist die künftige Struktur aktuell jedoch erst in 16 „Pfarren Neu“, in die 39 frühere Pfarren überführt worden sind.

100 Pfarreien pro Jahr zusammenführen

Um bis 2022 die ursprünglich anvisierte 80-Prozent-Quote zu erfüllen müssten nun pro Jahr fast 100 Pfarren zusammengeführt werden, wie „Die Presse“ vorrechnete. Dies gelte als „völlig illusorisch“. Mehr als 40 Prozent aller Pfarren der Erzdiözese haben aber bereits verbindliche Formen der Zusammenarbeit festgelegt, sei es als „Pfarre Neu“, in einem Pfarrverband, wo ein Priester mehrere selbstständige Pfarren leitet, oder in Form eines Seelsorgeraumes mit mehreren selbstständigen Priestern und deren Pfarrgemeinden. Sowohl Pfarrverbände als auch Seelsorgeräume gelten den Verantwortlichen des Strukturprozesses als „wertvolle Übergangsform“ in neue Pfarren.

Schon 2015 hatte die Erzdiözese für 2019 eine Standortbestimmung angekündigt, um zu entscheiden, wie der Weg zur Reform der Pfarrstrukturen weitergegangen wird, erinnerte Diözesansprecher Prüller gegenüber der „Presse“. Keinen Zweifel ließ Prüller zudem darüber, dass am Ziel der Zusammenführung von Pfarren festgehalten werden soll.

Zur Erzdiözese gehören neben dem Wiener Stadtgebiet auch das östliche und südliche Niederösterreich. Dass Veränderungswunsch in der Erzdiözese „sehr stark“ sei, zugleich jedoch auch die Skepsis speziell über die Änderungen in den Pfarrstrukturen weit verbreitet ist, war auch Thema einer Studie des deutschen Pastoralsoziologen Christoph Jacobs, deren Ergebnisse die Diözese selbst vor wenigen Monaten präsentiert hat. In der Umfrage zeigte sich rund die Hälfte der teilnehmenden hauptamtlichen Seelsorger zurückhaltend gegenüber dem Prozess. Bei Priestern betrug die gänzliche Ablehnung der Reform 22 Prozent.

(kap 17.07.2017 cs)








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