2017-07-13 13:48:00

Ukraine: Im Westen frei, im Osten Sklaverei


Der vatikanische Verantwortliche für die Ostkirchen, Kurienkardinal Leonardo Sandri, besucht derzeit die Ukraine. Zusammen mit dem Nuntius in Kiew, Erzbischof Claudio Gugerotti, hat Kardinal Sandri die Caritas-Stelle in Charkiw besucht, die Binnenflüchtlingen und Bedürftigen hilft. Dabei kommen den Menschen Spenden zugute, die dank einer Initiative des Papstes europaweit gesammelt wurden.

Die Ukraine ist nach Russland das flächenmäßig größte Land Europas. Laut Schätzungen halten sich derzeit dort fast zwei Millionen Binnenflüchtlinge auf, die vor allem aus der Krim und dem Osten des Landes geflüchtet sind. Caritas Ukraine hat in den vergangenen drei Jahren mindestens 40.000 Ukrainern psychologische und humanitäre Hilfe geleistet. 

Im Gespräch mit dem ukrainischen Onlineportal zhyve.tv sprach Kardinal Sandri allen Helfern den Dank des Papstes aus: „Angesichts all diesen Übels und Leids will ich im Namen des Papstes allen Helfern danken, die den Bedürftigen beistehen. Hier scheint die Menschlichkeit vergessen zu sein, doch die Präsenz so vieler freiwilliger Helfer lässt Hoffnung aufkommen. Sie sind wie ,Vikare der Menschlichkeit´.“

Es bestehe ein frappierender Unterschied zwischen dem Westen und dem Osten der Ukraine, so Kardinal Sandri mit Blick auf die Lage der Kirche in dem Krisenland. Während beispielsweise die mit Rom unierte griechisch-katholische Kirche im Westen der Ukraine fest verankert sei, erlebe sie im Donbass oder auf der Krim „eine leidvolle Geschichte“.

Netz von Arbeitslagern in Donezk und Lugansk

Nach einem Bericht des Deutschlandfunks von diesem Donnerstag zwingen prorussische Truppen im Osten der Ukraine Tausende Strafgefangene zu unbezahlter Zwangsarbeit. Nach Informationen des deutschen Senders dient dieses Netz von Arbeitslagern der Finanzierung der beiden selbst ernannten Volksrepubliken Donezk und Lugansk. Man gehe davon aus, dass es sich um etwa 10.000 Menschen handele. Die Lage in der Ostukraine sei katastrophal, kommentierte Kardinal Sandri.

„Doch im Osten ist die Nächstenliebe ein tiefverankerndes Element. Katholiken helfen und stehen dort vielen Hilfsbedürftigen bei. Sie unterstützen jene, die ihre Häuser verloren haben oder nicht mehr zurückkehren können. Die Kirche, die den Glauben Jesu lebt und feiert, wird so zum Guten Samariter, der den Menschen am Rande beisteht. Doch wir alle sind dazu aufgerufen, etwas dazu beizutragen, dass es dort eine Zukunft des Friedens und der Versöhnung geben kann.“

Kardinal Sandri war bei seinem Besuch auch in Kiew, wo er an einer Göttlichen Liturgie mit dem griechisch-katholischen Großerzbischof Swjatoslaw Schewtschuk teilnahm. Auch hat Sandri in Kiew das Grab des vor Kurzem verstorbenen ukrainischen Kardinals und Vorgängers von Schewtschuk, Lubomir Husar, besucht.

(rv/zhyve.tv/deutschlandfunk 2000 13.07.2017 mg)








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