2017-07-08 09:00:00

Papst erinnert an Lampedusa: Migranten sind Geschwister


"Die Migranten sind unsere Brüder und Schwestern, die ein besseres Leben suchen fern von Armut, Hunger und Krieg."

Papst Franziskus erinnerte an diesem Samstag mit einem Tweet an seine erste Reise im Amt des Papstes, vor genau vier Jahren war er nach Lampedusa gereist, um dort Flüchtlinge zu treffen und mit ihnen eine Messe zu feiern. Als Zeichen der Trauer hatte er zuvor von einem Boot aus einen Trauer-Kranz ins Meer geworfen, im Gedenken an all die bei der Überfahrt Gestorbenen.

Er habe gespürt, dass er an diesen Ort kommen musste, sagte Papst Franziskus damals in seiner Predigt. Seine beiden Motive: die Flüchtlinge besuchen, ihnen nahe sein und nicht nur über sie sprechen; und zweitens das Gewissen wachzurütteln, damit nicht noch mehr Menschen umkommen.

Dieser Wunsch des Papstes hat sich nicht erfüllt, wie damals auch sterben auch heute noch Flüchtlinge, allein für das vergangene Jahre rechnen internationale Organisationen mit 6.000 Toten auf dem Meer.

„Viele von uns, ich schließe auch mich ein, sind wir ohne Orientierung, wir achten nicht mehr auf die Welt, in der wir leben, wir wahren und hüten nicht, was Gott für alle geschaffen hat, und wir sind nicht einmal mehr in der Lage, einander zu hüten. Und wenn diese Orientierungslosigkeit Weltdimensionen annimmt, kommt es zu Tragödien wie jener, die wir erfahren haben.“ Diese Worte der Predigt sollte der Papst später in seiner Enzyklika Laudato Si’ weiter ausführen; die Sorge, von der der Papst da spricht, bezieht sich ja nicht nur auf die Umwelt, sondern ausdrücklich auch auf die Mitmenschen.

Und mit der Sorge verbunden war in den Gedanken des Papstes auf Lampedusa auch die Verantwortung: „Wer ist der Verantwortliche für das Blut dieser Brüder und Schwestern? Niemand! Wir alle antworten so: Ich bin es nicht, ich habe nichts damit zu tun, es werden andere sein, sicher nicht ich. Aber Gott fragt einen jeden von uns: „Wo ist dein Bruder, dessen Blut zu mir schreit?“ Niemand in der Welt fühlt sich heute dafür verantwortlich; wir haben den Sinn für brüderliche Verantwortung verloren.“ Die Wohnstandskultur mache uns unempfindlich, klagte der Papst schon damals, eine Klage, die er seitdem immer wieder führt und die in der Diagnose der „Globalisierung der Gleichgültigkeit“ mündete. „Wir haben uns an das Leiden des anderen gewöhnt, es betrifft uns nicht, es interessiert uns nicht, es geht uns nichts an!“

Nicht einmal trauern würden wir über all die Toten. „Wir sind eine Gesellschaft, die die Erfahrung des Weinens, des „Mit-Leidens“ vergessen hat: Die Globalisierung der Gleichgültigkeit hat uns die Fähigkeit zu weinen genommen!“ Vier Jahre ist das nun her, dass der Papst auf Lampedusa war, aber aktuell sind die Fragen und Vorwürfe immer noch. Europa baut Zäune und will Alpenpässe sperren, Schleuser machen ihr Geld mit dem Elend anderer, und Trauer um die Toten gibt es kaum. Um so wichtiger, dass der Papst an seine Reise und seine Intention erinnert, und sei es nur mit einem Tweet.

(rv 08.07.2017 ord)








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