2017-06-26 13:22:00

Katholische Gemeinschaft: Todesstrafe weltweit bekämpfen


 

No Justice without life - Keine Gerechtigkeit ohne Leben: Das ist das Thema einer international besetzten Konferenz, die sich dieser Tage in der US-amerikanischen Hauptstadt Washington mit dem Thema der Todesstrafe befasst. Mitorganisator der Konferenz ist die katholische Basisgemeinschaft Sant´Egidio, die seit langen Jahren aktiv im Kampf gegen die Todesstrafe weltweit engagiert ist. Carlo Santoro ist der Sant´Egidio-Koordinator gegen die Todesstrafe. Im Interview mit Radio Vatikan berichtet er von der Veranstaltung und von den Herausforderungen, vor denen seine Organisation derzeit steht:

„Im Rahmen der Generalversammlung dieser Vereinigung World Coalition to abolish death penalty, unter deren Dach sich 150 Organisationen weltweit versammeln, haben wir gemeinsam mit der amerikanischen katholischen Bischofskonferenz diese Veranstaltung organisiert, an der auch Familienangehörige von Opfern teilgenommen haben.“

Im Fokus stünden dabei nicht nur die Vereinigten Staaten, betont der Sant´Egidio-Fachmann. Teilnehmer aus aller Welt hätten sich zur Situation in ihrem Land geäußert, sie kamen aus Indien, Nigeria und anderen Ländern. Die Situation habe sich vielerorts zum Schlechteren gewendet, warnt Carlo Santoro:

„Ich denke wir müssen alle viel mehr und in besserer Vernetzung zusammen arbeiten. Das scheint mir sehr wichtig, denn es gibt starke Bestrebungen in verschiedenen Ländern, die Todesstrafe einzusetzen - mit Verweis auf den Terrorismus natürlich. Doch oft stellen wir fest, dass in vielen Ländern vor allem Ausländer hingerichtet werden. In Ländern wie Saudi Arabien ist fast die Hälfte der Hingerichteten von den Philippinen oder aus Nigeria. Und das ist so, weil die Todesstrafe weiterhin ein politisches Instrument zur Unterdrückung ist, das aber oft, auch in den Vereinigten Staaten, die ärmeren Bevölkerungsschichten trifft.“

Daten an der Hand stelle man fest, dass es auch innerhalb eines Landes starke regionale Unterschiede gebe, betont Santoro. So konzentrierten sich beispielsweise in den Vereinigten Staaten in den Bundesstaaten Texas und Florida, ihrerseits bereits Hochburgen der Hinrichtungspraxis, die Todesurteile in einigen lokal eingegrenzten Gebieten.

„Das ist ein bedeutsamer Punkt, nicht, weil dort die Kriminalitätsrate viel höher als im restlichen Staat ist, sondern weil es ein politisches Problem ist und auch ein Problem von sehr armen Schichten der Bevölkerung.“

Die Aufmerksamkeit, die Papst Franziskus für den Einsatz gegen die Todesstrafe zeige, sei eine große Hilfe, würdigt Santoro. Auch Sant´Egidio stehe bereit, um den Worten Taten folgen zu lassen und mit anderen kirchlichen Organisationen wie Catholic Mobilizing Network – eine Anti-Todesstrafen-Organisation, die mit der amerikanischen Bischofskonferenz zusammen hängt - enger zusammen zu arbeiten.

„Wir wollen ihren Appell weiterverbreiten,“ meint Santoro, „und sie bei ihrem Anliegen unterstützen, das sich gerade aus den Worten des Papstes entwickelt, der bei verschiedenen Gelegenheiten dazu aufgerufen hat, die Todesstrafe abzuschaffen. Doch er hat auch gesagt: ,Als Christen sind wir nicht nur dazu aufgerufen, für die Abschaffung der Todesstrafe zu kämpfen, sei sie legal oder illegal, sondern auch die Lebensbedingungen im Gefängnis zu verbessern´. Das ist für uns von Sant´Egidio sehr wichtig, denn auf der ganzen Welt arbeiten wir in Kontakt mit der Wirklichkeit in Gefängnissen.“ Im Fokus der Basisgemeinschaft stünden dabei nicht nur die Gefängnisse in Afrika oder anderen Entwicklungsländern, betont Santoro, „sondern auch von den Verhältnissen bei uns ausgehend, in Italien.“

(rv 26.06.2017 cs)








All the contents on this site are copyrighted ©.