2017-06-19 07:00:00

Fronleichnam in Rom: „Gottes Liebesgeschichte mit uns“


Tausende von Menschen haben am Sonntagabend an einer Messe mit dem Papst in Rom teilgenommen. Franziskus hatte die Fronleichnamsfeiern vom Donnerstag – einem Werktag in Italien – auf den Sonntag verlegt, damit so viele Römer wie möglich daran teilnehmen konnten. Bei drückender Hitze zog nach der Papstmesse die Prozession mit dem Allerheiligsten von der Basilika San Giovanni in Laterano zur Basilika Santa Maria Maggiore; dort erteilte der Papst zum Abschluss den Eucharistischen Segen.

Im Mittelpunkt der Papstpredigt standen die Worte Jesu beim Letzten Abendmahl, die Paulus im Ersten Korintherbrief zitiert: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ (1 Kor 11,24). Darum könne man sagen, so Franziskus, dass „das lebendige Brot, das vom Himmel herabgekommen ist“ (Joh 6,51). das „Sakrament des Gedächtnisses“ sei: Es erinnere uns „auf reale und greifbare Weise an die Liebesgeschichte Gottes mit uns“.

Er-innern ist wesentlich für den Glauben

„Denk daran, sagt heute das Wort Gottes zu jedem von uns. Aus dem Gedächtnis an die Großtaten des Herrn, hat das Volk auf seinem Weg in der Wüste Kraft geschöpft; in der Erinnerung an das, was der Herr für uns getan hat, gründet sich unsere persönliche Heilsgeschichte. Erinnern ist für den Glauben wesentlich, genauso wie das Wasser für eine Pflanze: Wie eine Pflanze ohne Wasser nicht am Leben bleiben kann und keine Frucht bringen kann, so geschieht es mit dem Glauben, wenn er seinen Durst nicht durch das Gedächtnis dessen, was der Herr für uns getan hat, stillt.“

Das Gedächtnis, das Gedenken: Es erlaubt uns, so spann der Papst den Faden weiter, „in der Liebe zu bleiben“. Zu „er-innern“, also „ins Herz zu rufen, wer uns liebt und dass wir gerufen sind zu lieben“. Allerdings sei die Fähigkeit zum Gedächtnis und zum Erinnern „heute eher geschwächt“:

„In der Hektik, der wir ausgeliefert sind, scheinen viele Personen und Tatsachen an uns vorbeizugleiten. Man blättert hastig um, unersättlich in der Suche nach Neuheit, aber arm an Erinnerungen. Indem man so die Erinnerungen verbrennt und nur im Augenblick lebt, läuft man Gefahr, an der Oberfläche zu bleiben, im Fluss der Dinge, die geschehen, ohne in die Tiefe zu gehen, ohne jenen Weitblick, der uns an das erinnert, was wir sind und wohin wir gehen.“

Sakrament des Gedächtnisses

Fronleichnam sei, so gesehen, ein Fest gegen die „Zersplitterung“ des „äußeren Lebens“, gegen die „Erstarrung“ des „inneren Lebens“. In der unscheinbaren Gestalt des Brotes komme uns der Herr entgegen; er mache sich „zu einer bescheidenen Speise, die in Liebe unsere an Ruhelosigkeit erkrankte Erinnerung heilt“.

„Denn die Eucharistie ist die Gedächtnisfeier der Liebe Gottes. Da wird das Gedächtnis seines Leidens, der Liebe Gottes zu uns begangen, die unsere Stärke, die Stütze auf unserem Weg ist. Deshalb tut uns das eucharistische Gedächtnis so gut: Es ist kein abstraktes Gedächtnis, kalt und begrifflich, sondern das lebendige und tröstliche Gedächtnis der Liebe Gottes. In der Eucharistie ist der ganze Genuss der Worte und der Handlungen Jesu, der Geschmack seines Paschamysteriums, der Duft seines Geistes. Wenn wir sie empfangen, prägt sich unserem Herzen die Gewissheit ein, von ihm geliebt zu sein.“

Eucharistie also als Herausbildung eines „dankbaren Gedächtnisses“ – das war der erste Punkt, um den es dem Papst am Sonntagabend ging.  Die Eucharistie ermutige uns: „Auch auf dem holprigsten Weg“ seien wir „nicht alleine“, der Herr vergesse uns nicht.

Sakrament der Einheit

Die Eucharistie erinnere uns zweitens aber auch daran, „dass wir keine Individuen sind, sondern ein Leib“. „Wie das Volk in der Wüste das vom Himmel gefallene Manna aufsammelte und es in der Familie teilte (vgl. Ex 16), so ruft uns Jesus, das Brot vom Himmel, zusammen, um ihn gemeinsam zu empfangen und unter uns zu teilen. Die Eucharistie ist nicht ein Sakrament „für mich“, sie ist das Sakrament vieler, die einen einzigen Leib bilden.“

Damit sei die Eucharistie auch „das Sakrament der Einheit“, betonte Franziskus. Wer sie empfange, werde gleichsam automatisch zum „Erbauer der Einheit“. „Dieses Brot der Einheit heile uns von dem Drang, die anderen zu beherrschen, von der Gier, alles für sich zu sichern, vom Schüren von Uneinigkeit und von der Verbreitung von Kritik; es möge in uns die Freude erwecken, uns ohne Rivalität, Neid und gehässiges Gerede zu lieben.“

Die Fürbitten galten unter anderem den „Armen und Leidenden“. Priester und Diakone des Bistums Rom schwärmten auf dem Platz vor der Lateranbasilika aus, um den Gläubigen die Kommunion zu bringen. An der Prozession selbst nahm Franziskus nicht teil; sie wurde von seinem scheidenden Generalvikar für das Bistum Rom, Kardinal Agostino Vallini, geleitet.

Seit dem 13. Jahrhundert war die Fronleichnams-Liturgie der Päpste mit Prozessionen verbunden.

(rv 18.06.2017 sk)








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