2017-06-15 15:39:00

D: „Liberalismus und Religiosität ist kein Widerspruch"


Auch ein laizistischer Staat kann nichts an der Religiosität der Menschen ändern. Davon zeigt sich die frühere Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger überzeugt. Mit Bezug auf den Philosophen Jürgen Habermas sagte die FDP-Politikern in einem Interview mit dem „Deutschlandfunk“, zu einer reifen Debatte gehöre es, „zu verstehen, dass Religion und Religiosität anscheinend zum Menschsein dazugehört“.

Das heiße für sie, „dass der säkulare Staat auf moralische Ressourcen der Religionen letztendlich auch nicht verzichten kann“. Man könne auch in einem säkularen Staat wie Deutschland die Religiosität nicht ausblenden und so tun, „als sei sie nicht bei sehr, sehr vielen Leuten vorhanden“, sagte Leutheusser-Schnarrenberger. Deswegen setze sie sich gegen „ein zu starkes Auseinanderdividieren zwischen Kirche und Staat“ ein. Sie betonte, dass Liberalismus, wie er in ihrer Partei vertreten werde, und Religiosität kein Widerspruch in sich sei. „Liberalismus, der eben mehr und stärker auf die Individualität des Einzelnen setzt, wehrt sich gegen Wahrhaftigkeitsansprüche und Dogmen, die dann für allgemein verbindlich erklärt werden“, erklärte die Protestantin. Liberale seien deswegen auch nicht generell mit der Religion oder religiösen Menschen im Kampf, betonte Leutheusser-Schnarrenberger.

Für die FDP-Politikerin gibt es aber eine rote Linie mit Blick auf die Religionen: „Wo Religion dazu führt, den Wahrheitsanspruch auch durchsetzen zu wollen, den sie erheben mögen“ – besonders, wenn das mit Gewalt verbunden sei. Dann müssten die Gläubigen zwischen ihrer Religion und dem Missbrauch einer Religion unterscheiden, fordert die frühere Ministerin.

(deutschlandfunk 15.06.2017 fr) 

 








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