2017-06-14 10:26:00

Südsudan: Ohne Frieden kein funktionierender Staat


Der Südsudan – den es erst seit sechs Jahren als unabhängiger Staat gibt – versinkt immer mehr in einer tiefen humanitären und politischen Krise. Der Vatikan musste vor wenigen Wochen bekannt geben, dass aufgrund der prekären Lage eine geplante Reise des Papstes in dem Land in diesem Jahr wohl kaum möglich sein wird. Das afrikanische Land ist komplett von der Hilfe von außen abhängig, erst im Februar wurde für Teile des Landes offiziell der Hungernotstand erklärt. Douglas Graf von Saurma-Jeltsch ist Präsident der Hilfsorganisation Malteser International Europa. Er ist derzeit im Südsudan unterwegs, um sich über die Lage und Projekte der Hilfsorganisation zu informieren. Wir haben ihn telefonisch vor Ort erreicht:

„Am Freitag hat der Bundespräsident über einen allgemeinen Spendenaufruf zu Spenden für den Südsudan aufgerufen, weil in der Tat ist die Situation für die Menschen hier sehr prekär. Im Südsudan ist die Lage deshalb so schlimm, weil es eben nicht nur um eine Hungerkatastrophe wegen Dürre oder Überschwemmungen geht, sondern es geht um eine von Menschen gemachte Katastrophe, die noch in der Zeit, als der Staat entstanden ist, hervorgerufen wurde. Die politische Situation ist äußerst instabil. 3,3 Millionen Menschen sind auf der Flucht. Teile des Landes können überhaupt nicht besucht werden und es gibt große Flüchtlingscamps und auch dort ist die Versorgung äußerst prekär.“

Malteser International unterstützt deshalb mehrere Projekte im Südsudan. In Wau wird beispielsweise ein Schulspeisungsprogramm gefördert und auf einem Diözesangelände werden Menschen mit Wasser versorgt. Da gehe es nicht nur um Nahrung und Trinken, erklärt Graf von Saurma-Jeltsch.

 „Hygiene dient vor allen Dingen dem Bau von Toiletten. Das sind ganz grundsätzliche Notwendigkeiten, sonst verrichten die Menschen ihre Geschäfte am Fluss und das verseucht dann die ganz Gegend. Da kommt es dann zu Cholera. Deshalb bauen wir Toiletten zusammen mit den Gemeinden. Wir haben bereits einen ganzen Stadtteil versorgen können und 250 Toiletten gebaut, noch weitere 1.250 Stück müssen gebaut werden und da sind wir gerade dabei.“

Südsudan ist eines der vier so genannten Famine-Länder, die derzeit besonders im Fokus der Internationalen Gemeinschaft stehen. Wird hier nicht rasche Hilfe geleistet, stehen Millionen von Menschen vor dem sicheren Hungertod. Hilfsorganisationen wie Malteser International tun ihr Möglichstes, um die Not der Menschen zu lindern. Doch all dies ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein, wenn nicht die Grundbedingung für ein normales Leben wiederhergestellt wird, gibt Graf von Saurma-Jeltsch zu bedenken:

„Die Menschen hier im Südsudan wünschen sich vor allem eins: Frieden. Die Situation ist völlig unübersichtlich. Es gibt immer wieder Scharmützel zwischen rivalisierenden Fraktionen, die sich bekämpfen. Erschießungen, Raub und Vergewaltigungen sind an der Tagesordnung. Es gibt ganze Gegenden, zu denen niemand Zugang hat. Die Grundvoraussetzung, dass es überhaupt einen funktionierenden Staat geben kann, ist Frieden und der muss sehr wahrscheinlich von außen her mitgestaltet werden.“

(rv 14.06.2017 mg)








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