2017-06-03 08:12:00

Kirche und Klima: „Herzstück der katholischen Soziallehre“


Die Klimafrage ist keine nebensächliche Umweltfrage, sondern eine Frage von Armut, Ungleichheit und Flucht; das deutlich zu machen ist die Aufgabe der katholischen Kirche nach der Ankündigung Präsident Donald Trumps, aus dem Klimaabkommen von Paris auszusteigen. Das sei auch die Hauptlinie der  Enzyklika Laudato Si’ von Papst Franziskus. Ottmar Edenhofer vom Potsdam-Institut für Klimaforschung nennt es sogar das „Herzstück der katholischen Soziallehre“, um das es hier gehe. Und er formuliert eine zweite Aufgabe für die Kirche: „Ich glaube, dass es auch dazu gehört, dass wir – also die Katholiken hier in Europa und in den USA – sich dem Dialog mit den Ländern und den Katholiken aussetzen, die vom Klimawandel am härtesten betroffen sind.“ Es ist wichtig, die Stimmer derer wahrzunehmen, die bereits jetzt vom Klimawandel betroffen seien.

Dieses Argument richtet sich vor allem gegen die wirtschaftliche Argumentation Donald Trumps und seine Konzentration auf US-amerikanische Interessen, den Klimawandel als solchen hatte Trump in seiner Ausstiegsankündigung nicht verneint. Ganz alleine stehe Trump damit aber nicht, auch in der Kirche leider nicht, beobachtet der Klimaexperte Edenhofer: „In reichen Ländern ignorieren Katholiken die Bedrohungen, denen Menschen ausgesetzt sind, etwa den Small-Island-States, aber auch in Afrika und Teilen Lateinamerikas.“

Die Bedrohung der armen Länder nicht ignorieren

Das Klimaabkommen, aus dem die USA nun aussteigen wollen, habe aber immer noch eine Chance, so Edenhofer im Interview mit Radio Vatikan. Es gehe darum, eine Koalition zusammen zu bringen, damit wäre der Schaden zumindest eingedämmt, sagt der Klimaexperte und Ökonom. „Es ist aber auch klar, dass auf längere Sicht die Ziele des Paris-Abkommens, also das Zwei-Grad-Ziel (die Erderwärmung auf zwei Grad zu beschränken) nicht erreicht werden kann. Wir werden daran arbeiten müssen, dass die USA irgendwann wieder zurück kommen und mit Klimaschutz betreiben.“ Letztlich liege das auch im Eigeninteresse der Vereinigten Staaten. Was Trump wolle, nämlich Kohlekraftwerke zu bauen um die alten Industrien und den Bergbau zu retten, sei bei den Märkten gar nicht zu machen, Kohle sei viel zu teuer geworden und rentiere sich nicht. Deswegen würde die Rechnung des Präsidenten schon rein wirtschaftlich nicht stimmen.

Der Präsiden sei letztlich für diejenigen, die ihn gewählt hätten, ein „schlechter Sachwalter“. „Die Arbeitsplätze im Kohlesektor werden nicht zurück kommen, das ist ein leeres Versprechen, dass er gemacht hat, vor allem auch wegen der Tatsache, dass es bereits jetzt mehr Arbeitsplätze im Bereich der erneuerbaren Energien gibt als im Kohlesektor.“ Die Politik Trumps sei „nicht realitätstauglich“, es sei jetzt nur die Frage, wie lange es dauere, bis seine Wähler erkennen, dass „ihre Zukunft nicht gewonnen, sondern verspielt wird“, so Edenhofer.

Ein schlechter Sachwalter

Schnell Umlegen lasse sich nun der Hebel aber nicht mehr, der Austritt würde am 4. November 2020 wirksam werden, genau dann würde auch ein neuer US-Präsident gewählt werden, „dieser Prozess kann nun nicht mehr gestoppt werden“, sagt Edenhofer.

Die Rolle der Kirche und besonders auch der katholischen Kirche in den USA bewertet Edenhofer kritisch, die Bischöfe dort hätten die Enzyklika Laudato Si’ mit „wohlwollendem Ignorieren“ zur Kenntnis genommen. „Viele Bischöfe glauben offenbar, dass Donald Trump Werte schützt, die ihnen wichtig sind, dass er etwa gegen Abtreibung ist. Das Argument des Papstes aber ist, dass es einen integralen Lebensschutz geben muss. Das Leben muss geschützt werden von vor der Geburt bis zum Tod und da gehört das ganze Leben dazu. Dieser Lebensschutz und diese Lebensethik müsste in den USA sehr viel offensiver vertreten werden.“

 

(rv 03.06.2017 ord)








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