2017-06-02 11:12:00

D/Vatikan: Anglikaner und Katholiken trafen sich in Erfurt


„Gemeinsam auf dem Weg voranschreiten“: Unter diesem Motto hat die internationale Dialogkommission zwischen Anglikanern und Katholiken in Erfurt ein neues Dokument herausgegeben. In der Landeshauptstadt Thüringens (und Lutherstadt) trafen sich in den letzten Tagen die Mitglieder dieser Kommission, an der auch der vatikanische Einheitsrat beteiligt ist. Bei dem einwöchigen Treffen wurden auch die „heißen Eisen“ angesprochen, die das Verhältnis zwischen beiden Weltkirchen in den vergangenen Jahren getrübt haben. Da ging es etwa um die Frage jener anglikanischen Gemeinschaften, die sich aus internen Gründen der katholischen Kirche anschließen wollen, oder um das Amtsverständnis von Bischöfen und Geistlichen.

Aber der Fokus der Gespräche von Erfurt lag auf der Bedeutung der Kirchenstrukturen, wie Pater Anthony Currer vom päpstlichen Rat zur Förderung der Einheit der Christen sagt. „In diesem Jahr erinnern die protestantischen Kirchen an 500 Jahre Reformation, und den Mitgliedern der Gesprächskommission ist bewusst, dass wir an einem Punkt angelangt sind, an dem wichtige Entscheidungen gefällt werden müssen. Da geht es um die Ekklesiologie, also die Kirche als Gemeinschaft, und wie unsere Strukturen mit und für diese Gemeinschaft am besten wirken können.“

Das Gespräch sei offen gewesen, gerade was die schwierigen Themen betraf, versichert Currer. Man habe nicht nach einem Kompromiss gesucht, mit dem alle leben könnten, sondern es vorgezogen, „ehrlich miteinander zu sprechen“. Das habe zu einem „sehr positiven Gespräch“ geführt, so der Kurienmitarbeiter. „Wir haben darüber geredet, was die Anglikaner als ,Werkzeuge der Gemeinschaft' verstehen und wie diese Elemente auf örtlicher, regionaler und auf Weltebene dabei helfen können, vorwärts zu kommen, ohne auf die jeweiligen Traditionen zu verzichten.“

Beide Seiten könnten viel voneinander lernen, und dies sei die „größte Frucht“, die die Ökumene bisher hervorgebracht habe. Auf die Frage, was denn die katholische Kirche von den Anglikanern lernen könnte, antwortet Pater Currer in unserem Interview: „Ich denke insbesondere an die Prozesse des synodalen Lebens, also Pfarreiräte, Diözesanadministrationen und andere regionale Strukturen. Papst Franziskus selber ruft doch zu mehr Synodalität in der katholischen Kirche auf, und da können wir viel von der Erfahrung der anglikanischen Kirche lernen.“

Stolpersteine gebe es aber trotzdem noch viele, gibt Currer unumwunden zu. Da sei beispielsweise der Umgang mit Frauenordination, die in der anglikanischen Kirche mittlerweile sehr weit verbreitet sei. „Unser neues gemeinsames Dokument behandelt auch diese schwierigen Themen, bei denen die Bedeutung von Autorität falsch verstanden wird. Denn oft wurden auf regionaler Ebene Beschlüsse gefasst, die einzig auf Druck von bestimmten Gruppen zustande kamen und die vor allem nur die Kultur eines bestimmten Landes hervorheben.“

Wenn es um solche komplexe Fragen gehe, dann müsse man eben auch über den eigenen Tellerrand hinausschauen und sich nicht von Eigeninteressen leiten lassen. Lokal denken und handeln ja, aber bitte immer mit Blick auf die Weltkirche, könnte das Fazit lauten.

(rv 02.06.2017 mg)








All the contents on this site are copyrighted ©.