2017-05-30 12:32:00

Irak: Chaldäer gegen Schutzzone für Christen


Das Ringen um die politische Zukunft der Niniveh-Ebene führt zu Spannungen zwischen den christlichen Bischöfen der Region. Während der syrisch-katholische sowie der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Mossul, Youhanna Boutros Mouche und Mar Nikodemos Daud Sharaf, und der syrisch-orthodoxe Erzbischof von Mar Matta, Mar Timotheos Moussa Shamani, gemeinsam eine Schutzzone für Christen in der Niniveh-Ebene unter Schirmherrschaft der internationalen Staatengemeinschaft fordern, hat sich das chaldäische Patriarchat von dieser Position distanziert. In einer von Bischof Shleimon Warduni unterzeichneten Erklärung wurde an die Stellungnahme von Mar Louis Raphael Sako erinnert, in der der chaldäische Patriarch die Christen aufgefordert hatte, „weise Entscheidungen“ zu treffen und keine Forderungen zu stellen, die nicht verwirklicht werden könnten.

Die von den drei Bischöfen wieder ins Spiel gebrachte „Schutzzone für Christen“ in der Niniveh-Ebene greift die Idee einer weitgehend autonomen Provinz für die Christen auf. Der Vorschlag wird vor allem in der Emigration seit Jahren diskutiert. Andere christliche Verantwortungsträger sind dagegen, weil sich ein solcher halb unabhängiger Kleinstaat nicht verteidigen könne und darüber hinaus die Gefahr einer „Gettoisierung“ der Christen bestehe.

Die von Christen bewohnten Kleinstädte und Dörfer in der Niniveh-Ebene waren 2014 von den IS-Terroristen überrannt worden. Weit mehr als 150.000 Menschen mussten in die autonome kurdische Region des Irak flüchten. Mit ihrer Forderung nach einer Schutzzone wandten sich die drei Bischöfe an politische Institutionen der kurdischen Region, der irakischen Zentralregierung und der internationalen Gemeinschaft. Von der Schutzzone unter dem Protektorat der Vereinten Nationen versprechen sie sich den Schutz der Rechte der Christen in ihrer angestammten Heimat und die Vermeidung von Konflikten.

Sako hatte hingegen in seiner Erklärung davor gewarnt, sich auf das politische Spiel um Einflussbereiche und Ähnliches einzulassen. Derzeit gehe es vor allem um die Rückkehr der Christen in ihre Heimatorte, die sie nach dem Vormarsch des IS 2014 verlassen mussten. Dies setze vor allem den Wiederaufbau der zerstörten Infrastrukturen voraus, wobei die irakische Regierung und die internationale Gemeinschaft um Unterstützung gebeten werden sollten. Der Patriarch hatte es auch als angemessen bezeichnet, Vertreter der einheimischen christlichen Bevölkerung in die Verwaltung einzubeziehen. Doch erst, wenn die Situation wieder stabil sei, werde man die Forderung nach Schaffung autonomer Verwaltungseinheiten in Betracht ziehen können.

(kna/fides 30.05.2017 mg)








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