2017-05-29 11:39:00

Morgenmesse: Von den flachen Kardiogrammen des Herzens


Ein flaches „geistliches Elektrokardiogramm“, ein Herz, das nicht anspringt auf die Eingebungen des Heiligen Geistes: wer als Christ so lebt, riskiert einen kalten, ideologischen Glauben. Bei der Morgenpredigt an diesem Montag kam Papst Franziskus auf die innere Beweglichkeit zurück, für die der Heilige Geist in der Kirche und im Herzen der Gläubigen sorgt. Die Lesung des Tages aus der Apostelgeschichte beschreibt gewissermaßen das Pfingsten der Gemeinde von Ephesus: die Gemeinde war getauft, erfuhr aber erst durch Paulus vom Heiligen Geist, und als er den Menschen die Hände auflegte, kam der Geist auf sie herab.

„Bin ich fähig, ihm zuzuhören? Bin ich fähig, um Inspiration zu bitten, ehe ich eine Entscheidung treffe, etwas sage oder tue? Oder ist mein Herz still, ohne Emotionen, ein starres Herz? Da gibt es Herzen, die, wenn wir ihnen ein geistliches Elektrokardiogramm machen, eine flache Linie zeigen, ohne Emotionen. Auch im Evangelium gibt es diese Herzen, denken wir an die Schriftgelehrten: Sie glaubten an Gott, wussten alle Gebote, aber ihre Herzen war zu, unbeweglich, sie ließen sich nicht aus der Ruhe bringen.“ Der Papst empfahl, sich vom heiligen Geist „beunruhigen“ zu lassen.

Es sei keineswegs Sentimentalismus, etwas im Herzen zu spüren und diesem Spüren nachzugehen. „Spüren und unterscheiden: das unterscheiden, was ich in meinem Herzen spüre, denn der Heilige Geist ist der Meister der Unterscheidung. Ein Mensch, der diese Bewegungen des Herzens nicht hat, der nicht unterscheidet, was geschieht, ist ein Mensch mit einem kalten Glauben, einem ideologischen Glauben. Sein glaube ist bloß Ideologie.“

Das genau war das Drama der Schriftgelehrten, die es auf Jesus abgesehen hatten, fuhr der Papst fort. Und er lud in diesen Tagen vor Pfingsten dazu ein, die eigene innere Beziehung zum Heiligen Geist auszuloten. „Bitte ich ihn, dass er mich auf meinem Weg führt, den ich in meinem Leben jeden Tag wählen muss? Bitte ich ihn, dass er mir die Gnade gibt, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden? Das Gute und das Böse lässt sich sofort voneinander unterscheiden – aber es gibt auch das versteckte Böse, das das weniger Gute ist, und das das Böse verdeckt. Bitte ich um diese Gnade? Diese Frage will ich heute in euren Herzen aussäen.“

(rv 29.05.2017 gs)








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