2017-05-24 11:03:00

Generalaudienz: Gott ist kein Feldherr, sondern ein Licht...


Kein Wort über Donald Trump: Unmittelbar nach seiner Audienz für den US-Präsidenten hat Papst Franziskus seine übliche Generalaudienz auf dem Petersplatz gehalten. Und dabei nichts über Trump gesagt, aber einiges über die christliche Hoffnung. Sie enttäusche nie, so der Papst.

Franziskus ging von der Geschichte der Emmaus-Jünger aus, so wie das Lukasevangelium sie erzählt. „Stellen wir uns mal die Szene vor: Zwei enttäuschte, traurige Männer, hinter sich die Bitterkeit einer Sache, die übel ausgegangen ist. Vor diesem Osterfest waren sie noch voller Begeisterung gewesen – überzeugt, dass sich in diesen Tagen ihre Erwartungen und die Hoffnung des ganzen Volkes erfüllen werde. Aber so war es scheinbar nicht gekommen.“

Es sei „eine rein menschliche Hoffnung“ gewesen, die diese zwei Männer lange umgetrieben habe, befand der Papst. Darum sei ihnen das auf Golgotha errichtete Kreuz „wie eine Niederlage“ vorgekommen. „Wenn Jesus wirklich ein Mann nach dem Herzen Gottes war, dann mussten sie den Schluss ziehen, dass Gott untätig blieb, unfähig, sich dem Bösen entgegenzustellen.“

Eine Therapie der Hoffnung

Von diesen Gefühlen bewegt hätten diese zwei Männer Jerusalem den Rücken gekehrt und sich auf den Weg in ein Dorf gemacht, um all die traumatischen Erlebnisse der letzten Tage hinter sich zu lassen. Da sei auf einmal ein anderer Wanderer bei ihnen auf dem Weg gewesen. „Diese Begegnung mit Jesus schien völlig zufällig; sie erinnert an die vielen Leute, denen man so ohne alle Absicht über den Weg läuft. Es ist Jesus, aber sie sind nicht dazu imstande, ihn zu erkennen. Und Jesus beginnt mit ihnen eine Therapie der Hoffnung.“

Diese Therapie bestehe nun – und das sei doch interessant – vor allem im Fragenstellen und Zuhören. Jesus schwenkt keinen Zauberstab, und er drängt sich den beiden Jüngern nicht auf. „Unser Gott ist nicht aufdringlich! Auch wenn er schon genau weiß, warum diese zwei so enttäuscht sind, lässt er ihnen Zeit, diese ganze Bitternis in aller Ausführlichkeit zu schildern. Was herauskommt, ist ein ständiger Refrain des menschlichen Daseins: Wir hatten eigentlich gehofft, dass... aber dann... Wieviel Traurigkeit, wieviele Niederlagen und wieviel Versagen gibt es doch im Leben jedes Menschen. Eigentlich sind wir alle ein bisschen wie diese zwei Jünger.“

Aber Jesus gehe mit ihnen – und er gehe auch heute, ebenso unerkannt, mit uns. „Jesus geht mit allen Menschen, die das Vertrauen verloren haben und mit gesenktem Kopf herumlaufen. Und indem er mitgeht, gibt er ihnen auf diskrete Weise wieder Hoffnung.“

Schrift und Brotbrechen

Zunächst einmal verweise Jesus bei der Begegnung mit den Emmaus-Jüngern auf die Heilige Schrift. Hier hakte Papst Franziskus ein: „Wer das Buch Gottes in die Hand nimmt, findet da keine heroischen Geschichten oder große Eroberungs-Feldzüge. Die echte Hoffnung hat immer einen Preis, sie kommt immer erst über Niederlagen zustande. Die Hoffnung dessen, der unter nichts leidet, ist vielleicht gar keine Hoffnung. Gott will nicht so geliebt werden, wie man einen Feldherrn bewundert... Unser Gott ist ein Licht, das an einem kalten, windigen Tag leuchtet.“

Die Schrift – das ist das eine. Der zweite Schritt der Therapie Jesus für die zwei Enttäuschten besteht dann im Grundgestus der Eucharistie, nämlich dem Segnen, Brechen und Austeilen des Brotes. „Finden wir in dieser Serie von Gesten nicht schon die ganze Geschichte Jesu? Jesus nimmt uns, segnet uns, zerbricht unser Leben – denn es gibt keine Liebe ohne Opfer – und bietet es den anderen an, bietet es allen an.“

Die Begegnung Jesu mit den Emmaus-Jüngern habe vielleicht gar nicht mal lange gedauert, überlegte der Papst. Trotzdem, hier finde sich „die ganze Bestimmung der Kirche“ abgebildet. Die christliche Gemeinschaft sei „nicht in eine Festung eingemauert, sondern ist unterwegs auf der Straße, das ist ihr Ambiente“. Hier treffe sie Menschen „mit ihren Hoffnungen und Enttäuschungen“, höre sie an und gebe ihnen dann Zeugnis von ihrer Hoffnung.

Gebet um Frieden in der Ukraine

„Wir alle haben in unserem Leben schwierige, dunkle Momente erlebt; Momente, in denen wir nur noch traurig vorangegangen sind, ohne Horizont, nur mit einer Mauer vor uns. Und Jesus ist immer an unserer Seite, um uns Hoffnung zu geben, uns das Herz zu wärmen und zu sagen: Geh nur voran, ich bin bei dir!“

Auch, ja gerade in den schmerzhaftesten und furchtbarsten Momenten sei Gott bei uns, sagte Franziskus. Und genau darin bestehe „unsere Hoffnung“.

Kein Wort zu Trump, wie gesagt. Aber einige politische Akzente setzte der Papst dann doch bei dieser Generalaudienz. An Pilger aus Syrien, dem Heiligen Land und dem Nahen Osten gewandt sagte er, viele Menschen seien „wegen der Kriege“ heute in einer ähnlichen Gemütslage wie die Emmaus-Jünger. Doch auch heute gelte, dass „nur der Auferstandene in den enttäuschten Menschen Hoffnung entzünden kann, die nicht erlischt“. Zu Ukrainern wiederum sagte der Papst, er bete „weiterhin um Frieden“ in ihrer Heimat.

(rv 24.05.2017 sk)








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