2017-05-16 10:56:00

D: „Caritas redet nicht nur, sondern handelt“


Wenn es darum geht, Flüchtlinge in Deutschland zu integrieren, dann ist das „kein Sonntagsspaziergang“. Der Präsident des Deutschen Caritasverbandes, Prälat Peter Neher, hat Medien, Zivilgesellschaft und Politik dazu aufgefordert, „deutlich zu machen, dass es bei der Frage der Integration keine vermeintlich einfachen Lösungen gibt.“

Bei einem Studientag zum Thema Migration und Integration in Augsburg übte Neher auch Kritik am ausgesetzten Familiennachzug. Diese Entscheidung sei für ihn „integrationspolitisch kontraproduktiv und verlängert die Sorgen für die Betroffenen.“ Für den Caritas-Präsidenten gehörte neben Sprachkenntnissen, Wohnraum und Zugang zum Arbeitsmarkt auch eine gemeinsame Zukunft für die ganze Familie zu einer gelungenen Integration. Daher forderte Neher die Kirche auf, bei solchen kontroversen Themen wieder den „Finger in die Wunde legen“.

Als Beispiele für die ihn seinen Augen gelungene Integrationsarbeit der Caritas nannte Neher die Asylberatungsstellen, Flüchtlingssozialdienste und psychosozialen Zentren seiner Organisation. Damit wollte der Präsident Kritik zurückweisen, christliche Flüchtlingshilfe sei weltfremd. „Vertreter von Kirche reden nicht nur, sondern handeln auch“, sagte er.

Unter anderem hatte die Vorsitzende der Alternative für Deutschland (AfD), Frauke Petry, im vergangenen Jahr gegenüber dem Deutschlandfunk den Kirchen vorgeworfen, deren Flüchtlingshilfe sei „moderner Ablasshandel“. Die christlichen Kirchen handelten laut Petry im eigenen Interesse, weil sie staatliche Gelder für die Versorgung von Betreuung von Flüchtlingen in ihren Räumlichkeiten bekämen. Außerdem seien die Kirchenvertreter nicht an einer differenzierten Diskussion über Migrationspolitik interessiert, so die AfD-Chefin damals.

Neher sieht die Kirchen und Caritas dagegen in einer „unterstützenden und mahnenden Rolle“, sagte er am Montag in Augsburg. Sie könnten nämlich „neue Perspektiven und Lösungsansätze in politische Debatten“ einbringen. Der Prälat rief deswegen alle Vertreter der Kirche dazu auf, „gemeinsam um Lösungen zu ringen“, aber auch eine Debatte „ohne Scheuklappen zu führen“. Unangemessenen Vereinfachungen und menschenverachtender Polemik müsse man sich aber widersetzten.

An dem Studientag in Augsburg hatten 100 Bischöfe, Priester, Diakone, sowie haupt- und nebenamtlich in der Caritas und Flüchtlingshilfe Tätige teilgenommen.

(pm/ deutschlandfunk 16.05.2017 fr)








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