2017-05-10 12:43:00

Somalia: Hoffen auf Hilfe der Diaspora


Die Menschen am Horn von Afrika brauchen dringend Hilfe; und zwar vor allem erst einmal Nahrung. An diesem Donnerstag wollen die Geberländer für Somalia in London über die Unterstützung des notleidenden Landes sprechen. Das evangelische Hilfswerk „Diakonie Katastrophenhilfe“ fordert eine klare Aufstockung der finanziellen Mittel. „Fast jede Woche erleben wir derzeit eine Geberkonferenz für eines der ostafrikanischen Länder. Die dramatische Hungerkrise war seit fast zwei Jahren vorhersehbar, doch nahezu nichts wurde getan", sagte Cornelia Füllkrug-Weitzel von der Diakonie Katastrophenhilfe im Vorfeld der Verhandlungen. „Hungerflüchtlinge kommen nicht bis Europa – und damit offensichtlich auch nicht auf dessen Tagesordnung.“

Auch der für Somalia zuständige Bischof, der Apostolische Administrator Giorgio Bertin, sagt im Gespräch mit Radio Vatikan: „Ich habe einmal die Anzahl internationaler Konferenzen für oder über Somalia aufgezählt und bin auf die Zahl 18 gestoßen. Das scheint mir genug. Die Konferenz an diesem Donnerstag in London könnte vielleicht ein bisschen anders verlaufen als die bisherigen, denn es ist die erste seit Amtsantritt des dem neuen somalischen Präsidenten Mohamed Abdullah. Ich stelle fest, dass er eine breite Unterstützung in der somalischen Gesellschaft genießt.“

Hoffnung durch neuen Präsidenten

Vor allem bekämpfe der neue Präsident – zumindest in seinen Diskursen betone er dies – die grassierende Korruption, stellt Bischof Bertin fest. Wichtig sei nun vor allem eines: Geldmittel freizuschaufeln.

„Konkret dürfen die Geberländer Geld geben. Ich weiß, dass diesmal bei der Geberkonferenz noch mehr weitere Staaten und Institutionen teilnehmen werden als bei früheren Konferenzen. Es gibt vor allem viele somalische Diaspora-Vereinigungen, die helfen könnten. Das könnte vielleicht die positive Nachricht aus London sein: eine größere Beteiligung von somalischen Vereinigungen aus dem Ausland.“

Mit dieser Unterstützung müsse dann vor allem die Hungerkrise gestillt werden, so der Bischof. Bei der letzten großen Hungerkatastrophe 2011 sind in Somalia über 250.000 Menschen gestorben. „Hungertode in dieser Zahl könnten verhindert werden, wenn rechtzeitig gehandelt wird", sagte auch Füllkrug-Weitzel von der Diakonie Katastrophenhilfe. „Dies ist die letzte Chance für die Staatengemeinschaft, nicht hunderttausende Menschenleben in Somalia zu riskieren. Jetzt muss sehr schnell, entschlossen und umfangreich gehandelt werden, um die vielen Versäumnisse zu kompensieren“, sagte sie. Frühzeitige und gute logistische Planung seien wichtig, um Nahrungsmittel und andere Hilfsgüter dort zu haben, wo sie im Falle einer Hungersnot gebraucht werden.

Neben der andauernden Dürre kommen in Somalia der Bürgerkrieg und daraus resultierende schwache staatliche Strukturen hinzu, was die Situation der Menschen dramatisch verschlimmert. In Somalia sind laut den Vereinten Nationen mehr als sechs Millionen Menschen auf Humanitäre Hilfe angewiesen, etwa die Hälfte der Bevölkerung. Über drei Millionen Menschen leiden unter – teils akuter – Nahrungsmittelknappheit. Nicht alle diese Menschen haben jedoch Zugang zu humanitärer Hilfe. Auch deshalb sind alleine seit November 2016 über 600.000 Menschen innerhalb Somalias in Regionen geflohen, wo Hilfe geleistet werden kann. Damit liegt die Zahl der Binnenvertriebenen bei insgesamt etwa 1,7 Millionen Menschen.

(pm/rv 10.05.2017 mg)

 








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