2017-05-05 08:42:00

Kuba: Warten auf Veränderungen


Die Kubaner, egal welcher politischer Couleur, erhoffen sich baldige Veränderungen in ihrem Land. Das sagte gegenüber Radio Vatikan der Vorsitzende der kubanischen Bischofskonferenz und Erzbischof von Santiago de Cuba, Dionisio García Ibáñez, am Donnerstag. Die Bischöfe Kubas waren im Rahmen ihres Ad Limina-Besuches, also des periodischen Besuches der einzelnen Bischofskonferenzen der Welt im Vatikan, am Vormittag beim Papst.

Dankbar erinnerte sich der Vorsitzende der Bischofskonferenz an den Besuch von gleich drei Päpsten in seinem Land; während der Besuch des Heiligen Johannes Pauls II. gleichsam eine „Brise frischen Windes“ in das bis dato abgeschottete Kuba gebracht habe, so sei der Pilgerbesuch Benedikts XVI. beim Nationalheiligtum der Vergine del Cobre eine Geste des „Einklangs“ mit dem kubanischen Volk, mit den Gläubigen, aber auch den Nicht-Glaubenden gewesen.

„Der Besuch von Papst Franziskus, eines Papstes, der bekannter ist, der mehr beworben wird – er ist Lateinamerikaner und man wusste, was er so machte - war hingegen der Besuch eines Bruders aus Lateinamerika, der gekommen ist, um uns zu sagen, dass es sich lohnt, für das Gute zu kämpfen und dass man auch in schwierigen Lagen Hoffnung haben muss. Es war, würde ich sagen, ein sehr volksnaher Besuch, bei der man das große Einfühlvermögen des Heiligen Vaters spürte.“

Doch nicht nur Einfühlvermögen hatte Papst Franziskus im Gepäck. In monatelanger diskreter diplomatischer Kleinarbeit im Vorfeld seines Besuches hatte er auf eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Kuba und den USA hingearbeitet, die schließlich in einem historischen Besuch des damaligen Präsidenten Barack Obama im März 2016 mündeten. Doch trotz der guten Vorzeichen warteten die Menschen auf Kuba immer noch auf echte Veränderungen, räumt Erzbischof García Ibáñez ein:

„Kuba wartet auf die Veränderungen. Ich wiederhole: es wartet auf Veränderungen! Einige gehen schneller als andere, aber wir Kubaner, egal welches unsere persönliche Einstellung ist, sind uns darüber im Klaren, dass das Volk unter besseren Bedingungen leben könnte, sei es in spiritueller als auch in wirtschaftlicher Hinsicht, und dass die Dinge sich ändern müssen.“

Nach wie vor, ungeachtet des politischen Tauwetters zwischen den USA und Kuba, ist die Situation für oppositionelle Gruppierungen in Kuba schwierig, willkürliche Verhaftungen und Gängelungen sind an der Tagesordnung. Eine der prominentesten Oppositionsgruppen Kubas ist wohl die der „Damas de Blanco“, also der Damen in Weiß unter Leitung der Aktivistin Berta Soler. Die Nachricht hatte aufhorchen lassen, dass Havannas Erzbischof Juan Garcia Rodriguez sie kürzlich in privater Audienz empfangen hat. Soler hatte danach bekannt gegeben, der Erzbischof wünsche direkte Gespräche zwischen der Opposition und der Regierung, doch er habe gleichzeitig eingeräumt, dass es eine Sache sei, was die Kirche wünsche, eine andere aber, was die Regierung dann tue. Doch immerhin, ein wenig Öffnung gegenüber der Institution Kirche sei in den vergangenen Monaten spürbar geworden, erzählt uns Erzbischof García Ibáñez:

„Es besteht ein größeres Verständnis gegenüber der Religiosität und das Volk drückt deshalb seinen Glauben aus. Als Hirte stellen wir fest, dass die Kubaner ein religiöses Volk sind, aber wir sehen auch, dass wenig Erziehung zum Glauben vorhanden ist. Für uns Bischöfe ist das ein Problem, das schwierig anzugehen ist. Dennoch sind wir eine kreative Kirche, die dem Volk, das nun wieder seinen Glauben bezeugen kann, immer nahe gestanden ist.“

Doch vieles ist noch zu tun: Wirtschaftliche und soziale Veränderungen, so die Überlegung des Erzbischofs, müssten notwendigerweise Hand in Hand gehen. Man wünsche sich zwar, dass diese schneller vonstattengingen, um die wirtschaftliche Situation zu verbessern.

„Dann sind da die kulturellen Veränderungen, die hingegen sehr schnell gehen, insbesondere unter den jungen Menschen die mit den digitalen Kommunikationsmitteln vertraut sind und eine andere Art des Denkens haben. Dies macht es möglich, dass die Welt von außen nach Kuba eintritt und dass man besser über die Lebenswirklichkeit auf Kuba informiert wird.“

Doch man erwarte sich auch einen „politischen Wandel“, betont der Erzbischof von Santiago de Cuba: „Es sind die Strukturen, insbesondere die gesetzlichen, die geändert werden müssen. Einige Dinge sind schon geändert worden: zum Beispiel die Beschränkung der Anzahl von Mandaten für die Personen, die öffentliche Ämter innehaben. Man erwartet aber auch weitere Änderungen, denn eine Gesellschaft kann nicht gelähmt bleiben.“

(rv 05.05.2017 cs)








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